Freitag, März 29, 2024
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Am Stahlseil hängend durch den Dschungel

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Ich fühle den kräftigen Herzschlag in meiner Halsschlagader, während meine nassen Hände brennen. Mein Rücken schmerzt, meine Kleidung ist durchnässt, und von oben tropft mir der Regen ins Gesicht. Mir fallen komfortablere Situationen in meinem Leben ein. Nun stehe ich mit meinen nassen Schuhen auf zwei Metallschlaufen, die jemand zuvor in diese Felswand im Regenwald von Laos geschlagen hat.

Mein Leben hängt an einem Haken von meinem Klettergurt

Mein Leben hängt an einem Haken von meinem Klettergurt, der an einem Führungsseil aus Stahl eingeklinkt ist. Unter mir klafft ein 150 Meter tiefer Abgrund. Adrenalin fließt durch meine Adern. Meine Nerven sind nicht so dick, wie die Stahlseile, an denen ich hänge. Ich zweifel, hadere, resigniere und bin am Ende der zweitägigen Tour doch der glücklichste Mensch der Welt.

Rückblick: Von Pakxe, der drittgrößten Stadt in Laos, sind wir mit dem Bus knapp zwei Stunden nach Ban Nongluang gefahren. Dort starte unsere Expedition zum rund 1.300 Meter hohen Bolaven, einem vor Millionen Jahren erloschenen Vulkan im Dong Hua Sao Nationalpark in Laos. Die Fläche erstreckt sich auf über 1.100 Quadratkilometern. Eine Hälfte davon ist bergig mit sehr steilen Hängen, die sich bis zum Rand des Bolaven Plateaus auf bis zu 1.000 Metern Höhe und bis zu den Gipfeln in der Nähe des Plateaulands auf bis zu 1.300 Metern Höhe erstrecken. Die andere Hälfte ist Tiefland mit grünen Hügeln und kleineren Erhebungen

Ziplining in Laos - Jörg Baldin (2 von 15)
Blick auf das Tiefland des Dong Hua Sao Nationalparks in Laos mit grünen Hügeln und kleineren Erhebungen. (Fotos: Jörg Baldin // Video: Nina Maurischkat)

Es geht stundenlang durch den dichten Urwald

Unser Ziel ist ein kleines Dorf im Talbecken des Naturschutzgebietes, das unmittelbar an einem großen Wasserfall liegt. Ausgestattet mit Klettergeschirr, einer Führungsschiene für das Ziplining und einem Rucksack mit der notwendigen Ausstattung für die nächsten zwei Tage, geht es zu Fuß durch Kaffeeplantagen in den Urwald von Laos. Während die ersten drei Kilometer noch über mehr oder weniger befestigte Wege führen, muss man vor allem im Wald aufpassen, wo man hintritt. Der Weg windet sich, wird teilweise ziemlich steil und rutschig. Die Landschaft um uns herum ist wunderschön. Es geht vorbei an Schluchten und großen Wasserfällen. Die Wolken, die über den riesigen Bäumen schweben, geben dem Anblick fast etwas Mystisches.

Gegen Mittag erreichen wir einen Wasserfall, an dem wir in einer Schutzhütte von unseren Guides das Essen serviert bekommen. Gegessen wird mit den Händen. Die Tischdecke besteht aus riesigen Blättern. Auf den Tisch kommt typisches Essen aus Laos: Sticky Rice mit viel Gemüse, Hühnchen und Fisch. Uns allen wird erstmals klar, dass wir die Zivilisation für die nächsten Tage verlassen haben. Genau jetzt beginnt das Abenteuer. Und leider auch der Regen, der uns bis zum Schluss treu begleiten wird.

Der Regen macht die Bretter der Hängebrücke rutschig

Nach dem Essen geht’s zum ersten Mal über eine Hängebrücke. Der Regen macht die Bretter der Brücken rutschig. Wackelig ist es sowieso. Und wahrscheinlich muss man sich auch erst an das Gefühl gewöhnen, das einem zwei Seile mit jeweils einem Karabinerhaken Sicherheit geben sollen. Diese werden in eine Führungsleine eingeklinkt, die dafür sorgt, dass man nicht bis zu 200 Meter in die Tiefe fällt. So hoch schwebt man auf dieser Tour über den Bäumen, Wasserfällen oder Flüssen.

Um ins Dschungel-Dorf zu kommen, muss man von hier aus rund zehn Ziplines nehmen. Die längste „Abfahrt“ ist über 100 Meter lang. Der Anblick ist atemberaubend. Immer wieder „fliegen“ wir an dem riesigen Kamet-Wasserfall vorbei. Das Wasser fällt mehr als 100 Meter tief in ein relativ enges, dicht bewaldetes Talbecken. Einer nach dem anderen wird von den Guides in die Seile eingeklinkt und auf die großartige Reise geschickt. Der fantastische Anblick von Natur und Wasserfall macht sprachlos. Der beschwerliche Marsch auf dem rutschigen Untergrund, der nervige Regen und die ständige, notwendige Konzentration für jeden Fußtritt macht auch müde. Zudem kommt noch, dass die Teilnehmer von einigen Plattformen an den Baumkronen in die Tiefe abgeseilt werden müssen.

Ziplining in Laos: Der Urwald lässt alle über sich hinauswachsen.

Nach etwa fünf Stunden erreicht die Gruppe endlich das Dorf. Fast alle haben den anspruchsvollen Weg bis hierher unbeschadet überstanden. Die Teilnehmer der Gruppe sind müde und erschöpft. Doch bei fast allen stellt sich ein Glücksgefühl ein. Wir befinden uns auf einer Art Selbstfindungstrip. Der Urwald lässt alle über sich hinauswachsen und macht stolz.

Das Dorf befindet sich am Fuße des Kamet-Wasserfalls. Vereinzelt sind die Baumhäuser in rund zehn Metern Höhe zu sehen, die seitlich offen sind. Die meisten Häuser sind nur über Ziplines zu erreichen. Bretterwege führen zum „Dorfzentrum“. Dort befindet sich eine kleine Küche und ein überdachter Bereich in dem gegessen wird. Von hier aus sind die Duschen und die Toiletten zu erreichen. Ein kleines Feuer lodert in der Ecke, auf dem Teewasser und Kaffee gekocht wird. Es riecht nach Rauch. Lautes Donnern des Wasserfalls erfüllt die Gegend.

Ein Bad im Wasserfall entspannt die müden Muskeln

Das Dorf könnte eine Renovierung gut gebrauchen. Der Weg zur Badestelle am Wasserfall ist gefährlich. Kaputte Bretter und Treppen machen die kurze Strecke bis zur Badestelle fast unmöglich. Trotzdem gehen einige zum Baden an den Wasserfall. Das Bad im kalten Wasser entspannt die müden Muskeln und sorgt erneut für Glückgefühle.

Gegen 18:30 Uhr gibt es Abendbrot. Der Koch zaubert leckere laotische Gerichte auf den Tisch. Dazu gibt es Kaffee, Tee oder heimisches Bier. Die Teilnehmer erzählen sich von den Erlebnissen des Tages oder spielen Karten am Tisch. Um 21:30 Uhr geht im ganzen Dorf das Licht aus. Der Strom kommt aus Aggregaten. Um neun Uhr holt der Guide uns ab und bringt uns zu den Baumhäusern. Bis zu fünf Personen können in einem Haus schlafen. Alle Baumhäuser haben eine Toilette und ein Waschbecken. Im Dunkeln „zippen“ wir uns zum Haus und bereiten uns auf die Nacht vor. Die Betten sind mit Schlafsäcken und Moskitonetzen ausgestattet und erstaunlich bequem. Pünktlich um halb zehn wird es dunkel und nur noch das laute Donnern des Wasserfalls ist zu hören.

Am Ende des Tages sind alle Teilnehmer stolz und glücklich

Tag 2 verspricht viel Regen, 16 weitere Ziplines, stundenlange Wanderungen bergauf auf rutschigem Geröll, Blutegel und fassungslose Gesichter vor einer Steilwand, die von allen durchnässten und übermüdeten Teilnehmern viel Überwindung, Mut und Kraft abverlangt. Am Ende der Tour werden alle Teilnehmer stolz und glücklich sein. Aber davon ahnt in dieser Nacht niemand etwas.

Weitere Informationen zur Reise nach Laos

Mit Singapore Airlines kostet ein Flug ab Frankfurt nach Laos ab 829 EUR inkl. aller Steuern, Gebühren und Kerosinzuschläge. Bei einem Zwischenstopp in Singapur erhalten Singapore Airlines-Passagiere einen Shopping-Gutschein über umgerechnet 15 EUR, der auf dem Flughafen eingelöst werden kann. Weitere Infos unter www.singaporeair.com und www.silkair.com

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Hinweis in eigener Sache: Dieser Artikel wurde teilweise von Reiseveranstaltern, Restaurants, Hotels, Fluggesellschaften und/oder Tourismusagenturen unterstützt. Wir legen größten Wert auf unabhängige und neutrale Berichterstattung; daher entsprechen die Meinungen, Eindrücke und Erfahrungen der jeweiligen Autoren ihren persönlichen Ansichten.

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Jörg Baldin
Jörg Baldinhttps://www.travelmagz.de
Jörg Baldin, Chefredakteur und Gründer vom Reisemagazin TRAVELMAGZ (powered by Breitengrad53), hat 2011 seine wahre Berufung gefunden: Urlaub machen und darüber schreiben! Seitdem hängt er ständig am Flughafen ab, packt seinen Koffer in Rekordzeit und erkundet die Welt. Ob am Strand, im Wald oder auf dem Berg - Jörg fühlt sich überall zu Hause. Kein Wunder, dass er immer eine Extra-Portion Sonnencreme dabei hat, um die schönsten Sonnenuntergänge am Strand zu genießen. Wenn es nach ihm geht, könnte die Welt ruhig noch ein paar mehr Strände vertragen - denn für Jörg gibt es nichts Besseres, als den Sand zwischen den Zehen zu spüren und den Wind um die Nase wehen zu lassen.
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