Blick nach links, Blick nach rechts – alles was das Auge sieht, ist gelb-blau. Auf dem Gleis in Vancouver (Kanada) steht der riesige Rocky Mountaineer, der wohl eleganteste Panoramazug Kanadas. Über 750 Passagiere in mehr als 50 Waggons machen sich in ein paar Minuten auf den Weg durch die Rocky Mountains, gezogen von zwei kräftigen Diesel-Loks. Der Zielbahnhof dieser Reise ist Banff in Alberta.
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Check in bereits in der Hotel Lobby
Bevor sich der Zug in Bewegung setzt, werden die Gäste mit dem Bus aus dem Fairmond-Hotel in Vancouver abgeholt. Der Check-In für diesen Teil der Reise findet bereits in der Lobby des Hotels statt. Ihre Koffer sehen die Gäste erst im nächsten Hotelzimmer wieder. Um das Gepäck kümmern sich bis zum Ende der Reise die Mitarbeiter von Rocky Mountaineer.
Der Bus fährt die Gäste zum Bahnhof des Rocky Mountaineer, der extra für diesen Zug gebaut worden ist. Der Hauptbahnhof von Vancouver ist zu klein für den extrem langen Zug und vor allem viel zu klein für die 750 Passagiere, die hier einsteigen. Die große Empfangshalle wird mit Klaviermusik geflutet. In der Mitte des Raumes spielt ein älterer Herr an einem Flügel Musik aus aller Welt. Für die ankommenden Gäste gibt’s Kaffee und Souvenirs des Zuges.
Dudelsackmusik anstatt Pausengong – Boarding des Rocky Mountaineers wird musikalisch gestartet.
Die gesamte Situation vor der Abfahrt erinnert an den Film „16 Uhr 50 ab Paddington“ mit Miss Marple. Vor allem, als der Moment des Einsteigens kommt. Ein Dudelsackspieler im Kilt steht an den Ausgangstüren und bläst mächtig in sein Instrument. Es heißt Abschied nehmen. Tschüss Vancouver, die Gäste tauchen in die Welt des Rocky Mountaineer ein.
Die „Königsklasse“ ist die Kategorie “GoldLeaf”
Der Zug hat drei verschiedene Kategorien, die gebucht werden können. Die “RedLeaf”-Klasse ist ein Waggon, so wie viele ihn aus dem IC in Deutschland kennen. Gemütliche Sitze und fast der selbe Ausblick, den die Gäste aus dem “SilverLeaf” genießen können. Allerdings müssen sich die “RedLeaf”-Gäste selbst um ihr Gepäck kümmern. Im “SilverLeaf” gibt’s Panoramafenster, die fast bis an die Decke reichen. Die „Königsklasse“ ist aber die Kategorie “GoldLeaf”. Schon alleine wegen der Doppelstockwaggons, in denen unten der Restaurantbereich und oben die Sitze der Passagiere sind, die deshalb so den fast immer freien Blick über die Büsche seitlich der Strecke genießen können. Ein großer Vorteil gegenüber den beiden anderen Klassen, denn nicht selten führt die Strecke lange Zeit an größeren Hecken entlang.
Zwei Waggons teilen sich eine Küche
An Bord des Rocky Mountaineer gibt es für die Gäste Frühstück und Mittag. Das Essen im Zug ist vorzüglich. Dafür sorgt ein Küchenteam, das für zwei Waggons zuständig ist. Überhaupt mangelt es nicht an Personal an Bord. Fünf Mitarbeiter sinf für die Gäste im “Oberdeck” zuständig, die die Passagiere mit Getränken und Snacks während der Fart versorgen. Immer wieder erklären sie die „Points of Interests“, die besonders interessanten Punkte entlang der Strecke.
Nur ein Besipiel für die raumhaft schönen Landschaften auf der Strecke zwischen Vancouver und Banff.
Lachs soweit das Auge reicht
Und von den POI’s gibt es jede Menge auf dem Weg nach Banff. Der lange Zug schlängelt sich recht langsam an Flüssen und Wiesen entlang in Richtung Rocky Mountains. Was den Anglern an Bord gleich auffällt: Lachs, soweit das Auge reicht. Die Fische wandern Flussaufwärts, um dort zu laichen. „In diesem Jahr war die Lachwanderung besonders intensiv“, erklärt Jeff Pelletier vom Rocky Mountaineer. „Zeitweise war gar kein Wasser mehr zu sehen, so viele rote Lachsrücken leuchteten aus dem Wasser.“ Der Fraser River ist aufgrund seiner reichen Lachsbestände in der ganzen Welt bekannt und beheimatet – inklusive seiner Nebenflüsse – mehr Lachse als alle anderen Flusssysteme der Welt. Schätzungsweise zehn Millionen Fische kehren jährlich zum Laichen in das System des Frasers zurück.
Die schmalste Stelle im Fraser River und spektakulär: Hells Gate
Während der Rocky Mountaineer durch Fraser Valley in Richtung Kamloops fährt, passieren der Zug die Fraser River Swing Bridge (erbaut 1904). Diese Brücke reicht von New Westminster bis in die Stadt Surrey. Stahl, wohin das Auge reicht. Die Brücke erinnert an einen liegenden Eiffelturm. Es geht weiter vorbei an Fort Langley, Fraser Valley, Harrison River Bridge und Hell’s Gate. Hier ist die engste Stelle (33,5 Meter) des Fraser River, durch die über 909.000.000 Liter Wasser pro Minute fließen. Wer Lust hat, kann sich den ganzen Spaß von oben ansehen. Schweizer haben dort eine Gondel errichtet, die 152 Meter tief in den Abgrund zur anderen Seite der Schlucht führt. Den Namen hat diese Stelle 1808 von Simon Fraser erhalten, der den Fluss lange erforscht hat.
Viele Brücken führen über den Fraser River.
Brücke über den Fraser River
Mit dem Rocky Mountaineer vorbei am “Last Spike”
Der Rocky Mountaineer stampft weiter in Richtung Kamloops und wird an der nächsten historischen Stelle langsamer. Der Zug ist beim „Last Spike of the CN Rail“ angekommen. Hier soll der letzte Nagel der CN-Strecke am 23. Januar 1915 von der Canadian Pacific Railway in den Boden getrieben worden sein. Aus dem Zug sieht man den Nagel allerdings nicht. Rund 40 Meilen weiter wird der Thompson River breiter und verwandelt sich in den Kamloops Lake. Der Rocky Mountaineer ist am Ziel des heutigen Tages angekommen.
Hier wird der Thompson River breiter und verwandelt sich in den Kamloops Lake. Wir sind am Ziel des heutigen Tages angekommen: Kamloops. (Fotos: Jörg Baldin)
In Kamloops schlagen die Gäste des Zuges das Nachtlager auf. Die Kleinstadt diente den Secwepemc- oder Shuswap-Indianern für Jahrtausende als Handelszentrum. 1812 errichtete die Pacific Fur Company an der Stelle, an der North Thompson und South Thompson River zusammenfließen, ein Pelzhandelsposten. 1821 entstand dort das erste Fort. Die Stadt selbst lernen die Gäste nicht weiter kennen, da der Bus die Passagiere direkt vor dem Hotel rauslässt. Viel Zeit für einen Stadtbummel ist nicht, denn am nächsten Morgen um 6:30 Uhr steht der Bus wieder vor der Tür und bringt die Gäste wieder zum Zug. Diesmal erwarten die Reisenden die Rocky Mountains, die weitere atemberaubende Ausblicke versprechen.
[su_icon_text icon=”icon: exclamation” icon_color=”#0f64af”]Hinweis in eigener Sache: Die Reise für diesen Beitrag wurde zum Teil unterstützt von Veranstaltern, Hotels, Fluglinien und/oder Tourismus-Agenturen. Wir legen sehr großen Wert auf eine unabhängige und neutrale Berichterstattung, daher sind die Meinungen, Eindrücke und Erfahrungen der jeweiligen Autoren ihre eigenen.[/su_icon_text]