Freitag, März 29, 2024
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Auf Skiern durch König Laurins Reich

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Gäbe es einen besseren Platz, sich von der Bergwelt der Dolomiten verzaubern zu lassen, als angesichts des Rosengarten? Der Legende nach hat König Laurin diesen Gebirgsstock zwischen Schlern und Karerpass, rund 20 Kilometer östlich von Bozen verflucht – kein Menschenauge solle diesen Rosengarten jemals wieder erblicken, weder bei Tag und bei Nacht. Nur die Dämmerung vergaß er – dann präsentiert sich der Fels im Alpenglühen spektakulär. Nicht weniger spektakulär ist die Skirunde um den Berg – wer sie an einem Tag schaffen will, muss aber früh aufstehen. Unser Autor Stefan Schwenke hat sich den Wecker gestellt.

Skisafari der Superlative

Martin Damian drückt aufs Gas. Es ist so etwas wie sein freier Tag, und er will auf die Piste. Auf dem Programm steht die große Runde um den Rosengarten – eine Skisafari der Superlative, wie sie wohl nur in den Dolomiten möglich ist. Also besser keine Zeit verlieren – Martin lässt keine Zweifel daran, dass er jede Ecke der schmalen Straße von Tiers nach Kastelruth wahrscheinlich auch im Schlaf fahren könnte.

Skilaufen Dolomiten - Stefan Schwenke - reiseblog-8

Ausgangspunkt für die Tagestour um Schlern und Rosengarten ist die Seiser Alm. Die auch bei Langläufern beliebte Hochebene zwischen den Wänden des Schlern und den Pfeilern der Langkofelgruppe empfängt uns noch unfreundlich – ein eisiger Wind treibt Schneeflocken fast waagerecht durch die Luft.

Also gut einpacken und los, viel Zeit dürfen wir eh nicht verlieren. Wollen wir bis zum Einbruch der Dämmerung wieder in Tiers sein, steht ein strammes Programm bevor. Perfekt, dass sich unser Guide nicht nur auf den Straßen seiner Heimat, sondern auch auf wahrscheinlich sämtlichen Pisten der Dolomiten bestens auskennt. Ganz frei hat Damian also nicht, und das Handy wird den Hotelier auf unserer Runde immer wieder gedanklich ins Büro holen – aber zumindest auf den Abfahrten sind Marketing, Budgetplanung und andere Pflichten jetzt weit weit weg.

Für Alpinskifahrer gilt die Seiser Alm als Familienskigebiet. Weitgehend einfache 60 Kilometer Pisten, zahlreiche Winterwanderwege, Traumkulisse und 300 Sonnentage im Jahr sind gute Argumente für Winterferien auf der größten Hochalm Europas. Dazu kommen kulinarische Geheimtipps wie die „Gostner Schwaige“, in der Franz Musler unter der absoluten Maxime von Frische und Regionalität auf nur zweieinhalb Quadratmetern Küche wahrhaftige Köstlichkeiten zaubert.

Da wir den Anschluss Richtung Wolkenstein und Grödnertal erwischen müssen, lassen wir uns aber lieber erst einmal vom feinen Neuschneeteppich auf den Almpisten verzaubern und carven nach Osten Richtung Plattkofel. Die Verbindung zur Sellarunde stellt ein altertümlicher Skibus her, der von Saltria, ganz am Ende der Skigebiets Seiser Alm, durch den tief verschneiten Wald nach Monte Pana rumpelt. Schon sind wir mitten drin in der „Sellaronda“, der Mutter aller Skisafaris.

Der Wind hat nachgelassen – dafür ist es Richtung Sellajoch merklich voller geworden. Die 26 Kilometer lange Runde um den gleichnamigen Gebirgsstock ist spektakuläre Pflichtübung wahrscheinlich jedes ambitionierten Dolomiten-Skifahrers, rundherum liegen mit St. Christian und Wolkenstein, Corvara, Arabba und Canazei einige der bekanntesten italienischen Wintersportorte. Letzterer ist unser nächstes Ziel – und kaum haben wir auf der Piste, vorbei am Rifugio Baita Pradel, die Hauptroute verlassen, können wir die Ski wieder laufen lassen. Martin Damian immer voran. Der Hotelier hat nicht nur seine Schäfchen, sondern auch die Uhr immer im Blick.

Jeder Meter Abfahrt ist neu und einmalig

Für den Anschluss an Etappe drei Richtung La Crepa Neigra nach Süden brauchen wir erneut für ein paar Kilometer den Skibus. Der Plan geht auf: Nach kurzer Wartezeit bringt uns eine große Kabinenbahn von der Straße zum Passo Fedaia hinauf über die Baumgrenze.

Kaum Menschen, frischer Schnee, Sonne und Traumblick auf den Sellastock – nur für den anhaltenden eisigen Wind gibt‘s Abzüge in der B-Note. Also Sturmbrille auf und weiter. Das Tagesprogramm mahnt zu intensivem Genuss. Jeder Meter Abfahrt ist neu, aber auch einmalig – um eine Piste zwei Mal zu fahren, muss man wiederkommen.

Das sollte man ohnehin – um noch das ein oder andere Rifugio entlang des Weges auszuprobieren. Wir entscheiden uns gegen Mittag für das Al Zedron, das halb in den Berg gebaut auf 2 354 Metern am Col de Valvacin den perfekten Unterschlupf für eine kurze Pause bietet, bevor der Guide zum Aufbruch mahnt. Wir sind schließlich zum Skifahren hier und nicht zum Pausemachen.

Daher lassen wir in den nächsten Minuten nicht nur Hütten, sondern auch alle Lifte links liegen und genießen über 1 000 Höhenmeter Traumpiste. Auf der Abfahrt nach Vigo di Fassa haben wir unser Ziel vor Augen: den Rosengarten, jenes sagenumwohbene Felsmassiv, in dem Zwergenkönig Laurin gehaust haben soll.

Weil wir gut in der Zeit liegen und Martin Damian keine halben Sachen macht, gibt‘s vor dem Finale noch einen Ausflug in König Laurins Reich als Zugabe. Diesmal steht eine Bimmelbahn bereit und stellt die Verbindung zum fast schon historischen Sessellift von Prera her, der uns mitten rein bringt in König Laurins Reich. Aber da zwischen uns und unserem Ziel zum Glück noch die bis zu 3 000 Meter hohe imposante Bergkette um Kesselkogel und Vajolet-Türme liegt, die als Rosengarten Teil des Welterbes Dolomiten ist, bleiben noch ein paar Abfahrten. Zum Ziel der vierten Etappe – Vigo di Fassa – liegt der Rosengarten wieder im Rücken. Am Start der fünften Etappe am Karerpass drückt unser Guide und Hotelchef nochmals aufs Tempo. Es ist nicht das Abendessen, das wartet. Es sind nur die Lifte, die irgendwann Feierabend machen. Und bis dahin müssen wir den Ausgangspunkt für die letzte Abfahrt erreichen.

Also verzichten wir sogar auf eine halbe Abfahrt und verabschieden uns aus dem ersten Schlepplift, kaum dass wir genug Höhe haben. Im Skigebiet von Welschnofen sind nur noch wenige Gäste unterwegs, als wir kurz vor der Schließzeit das letzte Drehkreuz passieren und im Sessellift zur Kölner Hütte direkt am Fuße des Rosengartens – jetzt an der richtigen Seite – die letzten Höhenmeter machen.

Erste Spuren ziehen im frischen Schnee

Geschafft. Martin Damian wäre allerdings nicht Martin Damian, wenn er nicht noch Geheimtipps auf Lager hätte. Da ist erst einmal die neue Almhütte Messnerjoch, an der wir wegen des abendlichen Fernblicks von der Brentagruppe bis zum Ortler und weit über das Tierser Tal nun wirklich nicht vorbeifahren können. Erst als die untergehende Sonne den Rosengarten in unserem Rücken in rosafarbenes Licht taucht, mahnt der Hotelier ein letztes Mal zum Aufbruch.

Skilaufen Dolomiten - Stefan Schwenke - reiseblog-142

Von der Hütte folgen wir – Geheimtipp Nummer zwei und Finale eines grandiosen Skitages – zuerst einem Fahrweg, passieren am Nigerpass die Straße und ziehen dann durch einen schmalen Waldweg die ersten Spuren in das unberührte Weiß. Bis zwischen den Bäumen die Lichter von St. Cyprian auftauchen und Damian wieder ins Büro muss.

Insider-Tipps für zum Skilaufen Dolomiten

Anreisen

Tiers liegt in Südtirol unweit von Bozen. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist der Ort über die Brennerlinie bis Bozen per Bahn und dann mit dem Bus erreichbar. Die nächstgelegenen Flughäfen sind Innsbruck oder Verona – der Flughafen von Bozen wird nur via Rom angeflogen. In der Saison gibt es von München für 66 Euro ab Flughafen und 58 Euro ab Hauptbahnhof jeden Samstag eine direkte Busverbindung ins Tierser Tal. Mit dem Auto ist Tiers von Deutschland via Fernpass, Innsbruck und Brenner oder über Kufstein und den Brennerpass zu erreichen. Von München sind es knapp 300 Kilometer bis in König Laurins Reich.


Skifahren

Das Skigebiet Carezza am Karerpass ist von Tiers in wenigen Minuten zu erreichen. Es gehört mit 41 Kilometern Pisten zu den kleineren in den Dolomiten – ist allerdings Teil von „Dolomiti-Superski“, und Skibusse stellen jederzeit verschiedene Anschlüsse an die 1200 Kilometer Piste des Gesamtverbundes her. Tiers selbst hat zwar keinen direkten Pistenanschluss – ist dafür aber auch zur Saison deutlich weniger überlaufen als die Skiorte im Zentrum der Dolomiten. Preise und Informationen in deutscher Sprache: www.dolomitisuperski.com/de und www.carezza.it.


Wohnen

Wenn für den Wert von Immobliien vor allem eins entscheidend ist, nämlich Lage, Lage, Lage, dann gilt das für Hotels um so mehr. Der Cyprianerhof in Tiers hat hier das große Los gezogen: Direkt hinter dem Haus bildet der Rosengarten die Traumkulisse für das Hotel, das sich außerdem durch ein umfangreiches Wander- und Sportprogramm auszeichnet. Neben Skitagen mit dem Hotelchef stehen im Winter Schneeschuhwanderungen, Skisafaris verschiedener Ansprüche und Länge sowie Einführungskurse im Skitouorengehen auf dem Programm. Für Ski-Fans und Schneehschuhwanderer gibt es besondere Wochenpauschalen, bei denen Skisafaris oder geführte Touren bereits inklusive sind. Zum Hotel gehört ein großzügiger Wellness- und Saunabereich, in dem Andreas Boniatti, Skilehrer und Teilnehmer der Sauna-Weltmeisterschaften, mit ausgeklügelten Sauna-Choreografien überrascht. Infos und Buchung unter Cyprianerhof


Bergsport

Schlern, Sellagruppe, Rosengarten mit Vajolet-Türmen und die gesamten Dolomiten sind Schauplatz alpiner Geschichte. Auch im Winter lässt sich in der Region von Tiers erstklassig klettern – zum Beispiel in gefrorenen Wasserfällen am Schlern. Der Cyprianerhof vermittelt zum Eisklettern Guides und Bergführer und bietet auch Winter-Klettersteigtouren an.

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Hinweis in eigener Sache: Dieser Artikel wurde teilweise von Reiseveranstaltern, Restaurants, Hotels, Fluggesellschaften und/oder Tourismusagenturen unterstützt. Wir legen größten Wert auf unabhängige und neutrale Berichterstattung; daher entsprechen die Meinungen, Eindrücke und Erfahrungen der jeweiligen Autoren ihren persönlichen Ansichten.

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Stefan Schwenke
Stefan Schwenke
Reisen, das bedeutet für Stefan Schwenke Unterwegssein mit allen Sinnen. Als passionierter Ausdauer-Athlet – fast 20 Jahre Triathlon haben Spuren hinterlassen – kann es auch unterwegs kaum sportlich genug sein, zumal sich zu Fuß, auf Skiern oder mit dem Rad die Welt noch immer am besten entdecken lässt. Wenn Schwenke nicht gerade sportlichen Großveranstaltungen seine Stimme leiht, arbeitet er als freier Journalist unter anderem für verschiedene Zeitungen und Magazine im In- und Ausland und beliferte mehreren Fotoagenturen. Seine Leidenschaft sind neben dem Sport die Berge – daher lebt und arbeitet er inzwischen den größten Teil des Jahres unweit der Quelle des Rheins in Graubünden, Schweiz.
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