Die Sonne neigte sich langsam dem Horizont zu und tauchte die französische Landschaft in ein goldenes Licht. Die flüsternden Wellen des Flusses kündigten den Beginn eines gemütlichen Abends auf unserem Hausboot an. Während wir sanft durch das spiegelglatte Wasser glitten, zog die malerische Kulisse an uns vorbei: idyllische Dörfer, umrahmt von Rapsfeldern, und zahlreichen Anglern, die ihr Glück in der Abenddämmerung versuchten.
Start unserer Hausbootreise in Niderviller
Ein Hausbooturlaub ist eine wunderbare Möglichkeit, ein Land aus einer neuen Perspektive zu erleben. Wir hatten uns für Frankreich entschieden und sind in Niderviller mit „Aland“ gestartet, einem Hausboot des Typs „Kormoran 1140“ von Kuhnle-Tours. Am Ende haben wir 30 Schleusen und unzählige Kilometer auf den französischen Kanälen gemeistert.
Unsere Reise begann in Niderviller in der Region Grand Est. Dieses idyllische Dorf liegt am Canal de la Marne au Rhin (Rhein-Marne-Kanal), der uns auf unserer Tour hauptsächlich begleiten sollte. Niderviller ist ein perfekter Ausgangspunkt, um die atemberaubende Natur und die historischen Stätten der Umgebung zu erkunden. Dies ist auch mit dem Fahrrad möglich, da nahezu parallel zum gesamten Kanal ein Radweg verläuft. Zu den Sehenswürdigkeiten in der Nähe gehören das Schloss von Niderviller, die berühmte Felsenkirche Saint-Léon und die malerische Stadt Saverne mit ihrer beeindruckenden Festungsanlage, dem Château des Rohan. Rechts vom Hafen geht es in Richtung Saverne, links nach Nancy, einer Stadt mit prächtigen Plätzen und beeindruckender Architektur, wie der Place Stanislas, die UNESCO-Weltkulturerbe ist.
Während der Fahrt kann man die vorbeiziehende Landschaft genießen, in der sich Wälder, Felder und Weinberge abwechseln. Die Region ist bekannt für ihre erstklassigen Weine und regionalen Spezialitäten, wie den Flammkuchen oder die französische Quiche.
Die malerische Strecke nach Lutzelbourg
Nachdem wir das Boot bezogen hatten, machten wir uns von Niderviller aus auf den Weg in Richtung Lutzelbourg, einem malerischen Städtchen, das von einer beeindruckenden Burganlage gekrönt wird. Die Strecke führt durch eine abwechslungsreiche Landschaft, geprägt von dichten Wäldern, sanften Hügeln und kleinen Dörfern, in denen die Zeit stillzustehen scheint. Da wir uns in der Nebensaison befinden, ist kaum Verkehr auf dem Kanal.
Ein besonderes Highlight der Tour in Richtung Saverne ist die Durchquerung des Souterrain d’Arzviller, eines beeindruckenden Tunnels, der unter den Hügeln der Region verläuft. Der 2,3 Kilometer lange Tunnel wurde im 19. Jahrhundert erbaut und ist ein eindrucksvolles Zeugnis der Ingenieurskunst jener Zeit. Die Fahrt durch den Tunnel ist ein einzigartiges Erlebnis. Die Boote können immer nur in eine Richtung und mit maximal 4 km/h fahren.
Beeindruckende Ingenieurskunst: Souterrain d’Arzviller und Plan Incliné d’Arzviller
Nach dem Souterrain d’Arzviller erreichen wir das nächste Highlight, den Plan Incliné d’Arzviller, eine beeindruckende Schiffshebewerk-Konstruktion, die Boote über einen Höhenunterschied von 44,5 Metern hebt oder senkt. Diese technische Meisterleistung ersetzt 17 Schleusen und verkürzt die Fahrzeit der Boote erheblich. Es passen maximal drei Boote in die „Wanne“, die dann mitsamt Wasser und Fracht auf Schienen nach oben oder nach unten befördert wird.
Der Plan Incliné d’Arzviller wurde im Jahr 1969 in Betrieb genommen und ist bis heute ein bedeutendes Wahrzeichen der Region sowie eine Touristenattraktion. Der Hebewerk ermöglicht es nicht nur, den Höhenunterschied zu überwinden, sondern trägt auch zum Umweltschutz bei, da weniger Wasser für die Schleusen benötigt wird. In der Umgebung gibt es zudem zahlreiche Wander- und Radwege, die entlang des Kanals und durch die malerische Landschaft führen. Diese bieten sich für Erkundungstouren oder entspannte Pausen an, um die Schönheit der Region in vollen Zügen zu genießen.
Nachdem wir das Plan Incliné d’Arzviller hinter uns gelassen haben, erreichen wir schließlich Lutzelbourg. Das Städtchen zeichnet sich durch seine malerische Lage am Fuße der Vogesen und die gut erhaltene Burg Lutzelbourg aus dem 13. Jahrhundert aus. Ein Spaziergang durch die engen Gassen und entlang des Kanals offenbart das traditionelle Flair der Region und vermittelt einen Einblick in das Leben in vergangenen Zeiten.
Auf dem Weg nach Nancy: Natur, Industrie und beeindruckende Schleusen
Von dort aus ging es zurück zum Ausgangspunkt und dann weiter in Richtung Nancy. Die Landschaft änderte sich allmählich: es wurde flacher und die Dörfer seltener. Unsere erste Nacht verbrachten wir irgendwo auf dem Kanal zwischen Niderviller und Xouaxange. Eine weitere Besonderheit der Reisen mit dem Hausboot auf dem Kanal ist, dass man einfach irgendwo festmachen kann. Die Boote sind mit großen Erdnägeln ausgestattet, die man einfach in die Erde schlagen und daran sein Boot befestigen kann.
Von Xouaxange, einer malerischen Ortschaft, die von grünen Hügeln und üppigen Wäldern umgeben ist, ging es auf dem Kanal weiter in Richtung Heming. Der Bau des Canal de la Marne au Rhin begann im 19. Jahrhundert, um den Verkehr zwischen dem Rhein und der Marne zu ermöglichen. Diese wichtige Wasserstraße verbindet die Flüsse Marne und Rhein und ermöglicht so eine Verbindung zwischen Nordost- und Südwesteuropa. Gerade auf dieser Strecke sieht man die industrielle Vergangenheit des Kanals ganz deutlich. Einige große Fabriken säumen den Kanalrand, der damals vor allem von Transportbooten oder Lastkähnen genutzt wurde, um Güter effizient und kostengünstig zu transportieren.
Unsere Reise führt uns weiter zur Schleuse von Réchicourt, einer beeindruckenden Anlage, die als eine der größten Schleusen Frankreichs gilt. Sie überwindet einen Höhenunterschied von 15,38 Metern und ist ein Meisterwerk der Ingenieurskunst. Ein echtes Erlebnis für alle Hausbooturlauber, denn dieser „Schacht“, in dem man mit seinem Boot steht, wirkt zugleich faszinierend und beängstigend. Nach dieser Erfahrung gelangt man jedoch in eine der schönsten Regionen der Tour. Die Kanäle führen einen mitten durch eine malerische Seenlandschaft. Diese „Bassins“ dienen als Wasserreservoir für die Kanäle, um den Wasserstand zu regulieren.
Entdeckungen entlang des Kanals: Lagarde, Parroy und Bauzemont
Eine Weile verweilen wir auf diesen Seen und gelangen schließlich zu einem kleinen Dorf mit einer Marina: Lagarde. Es ist ein typisch lothringisches Dorf, in dem man die Kirche Saint-Martin besichtigen kann. Dieses historische Bauwerk ist in der Region für seine wunderschönen Glasfenster bekannt.
Weiter geht es vorbei an Parroy, einem Ort, der für seine naturnahen Erholungsmöglichkeiten geschätzt wird, nach Bauzemont. Auch dieses kleine Dorf ist für seine gut erhaltene Festung aus dem 17. Jahrhundert bekannt, die einen Einblick in die lokale Geschichte bietet. Schließlich erreichen wir unser Zwischenziel, Einville-au-Jard, ein charmantes Dorf, in dem man sowohl entspannen als auch die lothringische Kultur und Lebensart genießen kann. Überraschenderweise bietet Einville-au-Jard nach drei Tagen die erste Einkaufsmöglichkeit. Von der Anlegestelle aus kann man zu Fuß zum Gemischtwarenladen, zum Bäcker und, wenn gewünscht, auch zum Schlachter gehen.
Entspannung und Aktivitäten während der Rückreise
Die Hälfte unserer Reise ist inzwischen zu Ende, und wir entscheiden uns, den Rückweg in Richtung Niderviller zu starten. Uns erwartet strahlender Sonnenschein und weitere Entschleunigung. Die Boote, die ohne Bootsführerschein gefahren werden dürfen, erreichen eine Höchstgeschwindigkeit von 8 km/h und sorgen dafür, dass man nicht nur den ganzen Tag an der frischen Luft ist, sondern auch für totale Entspannung. Wer, wie wir, Fahrräder mit an Bord hat, kann immer mal wieder anhalten, festmachen und entweder entlang der Kanäle oder querfeldein durch Rapsfelder radeln oder sogar eine Tour in die Berge unternehmen. In der Region gibt es zahlreiche Radwege, die sowohl für Anfänger als auch für erfahrene Radfahrer geeignet sind, sodass jeder die malerische Landschaft in seinem eigenen Tempo erkunden kann.
Hausboot mieten in Frankreich: Weitere Infos
Hausboote sind normalerweise mit grundlegenden Küchenutensilien, Bettwäsche und Handtüchern ausgestattet. Sie sollten jedoch Ihre eigenen Lebensmittel und Getränke mitbringen oder an Land in örtlichen Geschäften einkaufen. Denken Sie auch an Sonnenschutz, Insektenschutzmittel, bequeme Kleidung und Badesachen.
Führerscheinfreie Hausboote variieren in der Größe und bieten Platz für 2 bis 12 Personen. Die Boote verfügen über Schlafzimmer, eine Küche, Badezimmer und einen Aufenthaltsbereich. Bevor Sie ein Boot buchen, stellen Sie sicher, dass es genügend Platz für Ihre Reisegruppe bietet.
In Frankreich gibt es eine Auswahl an Hausbooten, die kein Führerschein erfordern. Diese Boote sind in der Regel leicht zu manövrieren und haben eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 8 km/h, um die Sicherheit zu gewährleisten. Achten Sie bei der Auswahl Ihres Hausbootes darauf, dass es als „führerscheinfrei“ gekennzeichnet ist.
Informieren Sie sich im Voraus über die verschiedenen Wasserstraßen und möglichen Routen in Frankreich. Zu den beliebtesten Regionen für Hausbooturlaub gehören das Burgund, die Loire, die Camargue und das Elsass. Planen Sie Ihre Route entsprechend Ihren Interessen und der Dauer Ihres Urlaubs.
Obwohl Sie keinen Führerschein benötigen, müssen Sie mindestens 18 Jahre alt sein, um ein Hausboot in Frankreich zu mieten. Vor der Abfahrt erhalten Sie eine Einweisung in die Bedienung des Bootes und die Verkehrsregeln auf den Wasserstraßen. Sie müssen auch eine Kaution hinterlegen, die Ihnen nach der Rückkehr des Bootes zurückerstattet wird, sofern keine Schäden entstanden sind.
Hinweis in eigener Sache: Dieser Artikel wurde teilweise von Reiseveranstaltern, Restaurants, Hotels, Fluggesellschaften und/oder Tourismusagenturen unterstützt. Wir legen größten Wert auf unabhängige und neutrale Berichterstattung; daher entsprechen die Meinungen, Eindrücke und Erfahrungen der jeweiligen Autoren ihren persönlichen Ansichten.
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