Dienstag, März 19, 2024
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Kurs auf Entschleunigung

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Unsere einwöchige Reise mit der „Mein Schiff Herz“ – ein klassisches Kreuzfahrtschiff mit Flair – führt von Madeira nach Teneriffa. Doch vor allem heißt es auf dieser Tour „Kurs auf Entschleunigung“. Müßiggang ist angesagt. Einfach mal blau machen und Löcher in den Horizont und aufs Meer starren. Forscher der Erasmus-Universität Rotterdam haben festgestellt, dass der bewusste Leerlauf fürs Gehirn nicht nur sehr produktiv, sondern auch lebenswichtig ist. Müßiggang, der gern mit Faulheit gleichgesetzt wird, beugt einem Burnout vor, weil sich das Gehirn beim Nichtstun regenerieren kann. Danach ist es umso kreativer, so die Forscher. „Niksen“ (Nichtstun) nennen die Holländer den angesagten Wellness-Trend.

Häfen in City-Nähe

Die Kanaren-Route ist für Müßiggang besonders gut geeignet. Die Gründe dafür sind vielfältig: 1. weil ich die Route zum vierten Mal befahre und fast alles kenne. 2. weil die „Mein Schiff Herz“ mit 262,5 Metern Länge und 1912 Passagieren relativ klein ist und in jedem Hafen in Stadtnähe anlegen kann. So laufen wir nur 15 bis 20 Minuten zu Fuß ins Zentrum und können nach zwei, drei Stunden an Bord zurückkehren, wo wir das Schiff fast alleine für uns haben. Früh aufstehen „müssen“ wir auch nicht, denn wir haben keine Ausflüge gebucht. Allerdings gib es bei einem gemütlichen Landgang immer wieder etwas Neues zu entdecken.

Funchals buntbemalte Haustüren

In Madeiras Hauptstadt Funchal fasziniert mich in der Zone Velha die Rua de Santa Maria mit über 200 bemalten Hauseingängen. Die Häuser an der langgezogenen Straße, die zur Barockkirche Santa Maria Maior führt, waren bis 2010 in einem desolaten Zustand. Um das leicht herunter gekommene Gebiet neu zu gestalten, lud die Stadt lokale Künstler ein, über 200 Haustüren zu bemalen. Die Idee war, ein Werk zu schaffen, das Menschen zum Verweilen einlädt und so etwas Tiefgründigeres zu erleben. Die mit Kopfstein gepflasterte Gasse ist autofrei und wird von kleinen Cafe´s, Restaurants, Kunstgewerbeläden und Galerien gesäumt. Sie ist bunt, voller Leben und Energie. Das Streetart-Projekt „Arte Portas Albertas“ (Kunst offener Türen) (www.arteportasabertas.com ) hat sie zu einem Kunsthotspot der Stadt gemacht.

Sport und Sauna mit Meerblick

An Bord eingecheckt, führt mich mein erster Weg in den Spa & Sportbereich. Spa-Managerin Katja Majorow kann meinen ersten Eindruck, dass Müßiggang für Kreuzfahrer immer wichtiger wird, nur bestätigen. Schon im Flieger von Hamburg nach Madeira hatte mir ein Paar, das neben mir saß, erklärt: „Wir wollen nur das Schiff genießen, deshalb haben wir eine Suite gebucht.“ Um im Urlaub überhaupt anzukommen, empfiehlt die Spa-Managerin für den Anfang Ganzkörper-Wohlfühl- oder Aroma-Massagen, die sanfter und wohltuender sind, und eventuell eine Gesichtsbehandlung. „Wenn der Körper entspannt ist, kann auch der Geist entspannen“, sagt Majorow. „Wichtig ist, etwas für sich zu tun. Wir müssen den Gast fragen, was er möchte“, betont sie. „Den einen holen wir mit sportlichen Aktivitäten wie z.B. Yoga, Frühgymnastik, Spinning oder den zahlreichen Workshops ab, der andere möchte erst einmal nur zur Ruhe kommen.“

Ich entscheide mich zunächst fürs Fitnessstudio und gehe anschließend in die große Finnische Sauna mit Meerblick, die von 9 bis 21 Uhr geöffnet hat. Mehrmals täglich gibt es dort wunderbare Aroma-Aufgüsse. Und die große Outdoor-Ruhezone hat man fast für sich alleine. Im Lauf der Woche gönne ich mir an Hafentagen – dann gibt es auf bestimmte Angebote 20 Prozent Rabatt – noch eine Gesichtsbehandlung mit veganen Produkten und eine Ganzkörpermassage. Außerdem buche ich für 49 Euro eine exklusive Sauna-Nacht mit Rückenmassage, Körper-Peeling, Aroma-Aufgüssen, Häppchen und leckerem alkoholfreien Cocktail. Auch Sekt wird bis 24 Uhr angeboten, aber das finde ich in der Sauna uncool.

Entspannungsmalen erdet

An Bord der „Mein Schiff Herz“ treffe ich auf wenige Kreuzfahrt-Neulinge. Die meisten sind „Wiederholungstäter“. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass die Zahl der deutschen Kreuzfahrtgäste bis September 2019 um 18 Prozent auf 1,77 Millionen Passagiere gestiegen ist. Die Menschen suchen Erholung, viele haben aber verlernt, wie man Stress abbaut und die Work-Life-Balance wieder herstellt.

Auch jenseits von Sport und Spa ist das Freizeitangebot auf der „Mein Schiff Herz“ riesengroß, von Pool-Party, über Bingo bis zur Rum-, Gin- oder Weinverkostung. Ich habe mich im großen Atelier auf Deck 6 mit der Kreativkünstlerin Jessica Maier zum Workshop Entspannungsmalen verabredet. Dort lerne ich auch Karin aus Berlin kennen. Mit Ehemann Thomas ist sie bereits zum zweiten Mal auf dieser Route unterwegs. Die Kinderkrankenschwester hat vor drei Jahren während einer Reise mit der Mein-Schiff-Flotte ihre Freude am Malen wiederentdeckt. „Hier nehme ich mir die Zeit dafür“, sagt sie und zeigt mir ein Aquarell mit Strand, Meer und Leuchtturm.

Ich weiß, dass ich künstlerisch hoffnungslos unbegabt bin, doch jetzt versuchen wir uns beide unter Anleitung von Jessica im Entspannungs-malen. Mit einem Feinstrichstift zeichnen wir ein Quadrat mit runden Ecken, teilen es durch drei Linien in vier unterschiedlich große Flächen. Die werden dann mit kleinen wiederkehrenden Mustern ausgefüllt. Nach einer halben Stunde folgen anspruchsvollere Motive. Kaum zu glauben, es wirkt fast wie Meditation: Die zeichnerische Tiefenentspannung stellt sich schon bald ein. Ich fühle mich irgendwie geerdet.

Leckeres von Lafer

Neben Sehen, Fühlen, Hören und Riechen gehört auch das Schmecken zu einem Urlaub mit allen Sinnen. Und da hat die „Mein Schiff Herz“ mit acht Restaurants und neun Bars und Lounges ebenfalls viel zu bieten. Im Hauptrestaurant Atlantik-Klassik auf Deck 5 und 6 gibt es keine festen Tischzeiten und Plätze. Die große Fensterfront im Heck gewährt einen freien Blick aufs Meer. Abends zwischen 18 und 21.30 Uhr kann man sich durch die Menükarte essen.

„60 Prozent der Gäste entscheiden sich abends für das Lafer-Menü“, verrät mir Miriam Graf (42), zurzeit noch einziger weiblicher Küchenchef auf der Mein-Schiff-Flotte, bei einem Blick hinter die Kulissen. Auch ich gehöre zu diesen 60 Prozent. Nichts wiederholt sich, und das Fünf-Gänge-Menü ist leicht und köstlich. Sollte man einen Gang nicht mögen, kann man ihn problemlos gegen einen aus den anderen Menüs austauschen.
Gemeinsam mit vier Kollegen hat Miriam Graf im Januar 2019 auf der Stromburg bei Bad Kreuznach 14 Tage „eingekocht, allerdings nur für vier Personen“, wie sie sagt. Starkoch Johann Lafer ist kulinarischer Botschafter der „Mein Schiff Herz“ und hat für den Cruiseliner verschiedene Menüs kreiert, für zwei Wochen jeden Tag ein anderes. Im Oktober 2019 war er selbst an Bord. 1750 Gäste, darunter 21 Kinder, wollen auf dieser Reise von der gebürtigen Pfälzerin und ihren 147 Mitarbeitern bekocht und verwöhnt werden.

Magische Momente

Die Atmosphäre auf der 2019 renovierten alten Lady, die 1997 auf der Meyer Werft in Papenburg vom Stapel lief, ist sehr freundlich und familiär. Am Heck von Deck 11 bei der Außenalster Bar gibt es einen Wintergarten und einen großen Außenbereich mit Tischen und Stühlen, wo man neben Drinks aller Art auch Mahlzeiten einnehmen und frische Seeluft atmen kann. Der kleinere Außenbereich hinter der Schaubar mit Korbstühlen auf Deck 7 gehört zu den schönsten Plätzen an Bord und gilt als Geheimtipp. Der Blick in die Ferne und auf die Fahrrinne lässt das Meeresrauschen zu einer Melodie werden, die etwas Magisches hat.

Übertroffen wird das alles nur von dem Moment, in dem ich nach dem Aufwachen im Sessel auf meinem Balkon sitze, die Füße gegen die gläserne Reling drücke, das Schiff langsam durchs Wasser gleiten höre und den ersten Espresso aus der Maschine auf der Kabine genieße. Das ist Niksen pur.

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Hinweis in eigener Sache: Dieser Artikel wurde teilweise von Reiseveranstaltern, Restaurants, Hotels, Fluggesellschaften und/oder Tourismusagenturen unterstützt. Wir legen größten Wert auf unabhängige und neutrale Berichterstattung; daher entsprechen die Meinungen, Eindrücke und Erfahrungen der jeweiligen Autoren ihren persönlichen Ansichten.

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Liane Ehlers
Liane Ehlers
Liane Ehlers war fast 20 Jahre verantwortliche Redakteurin für das Wochenendjournal der Nordwestzeitung in Oldenburg, der größten Tageszeitung im Weser-Ems-Gebiet. Neben Lifestyle, Wellness, Medizin und Ratgeber gehörte auch Reise dazu, ihr Lieblingsressort. Sie hat ihren Traum verwirklicht. Jetzt ist sie als freie Reisejournalistin für die NWZ und andere Medien unterwegs.
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