Donnerstag, März 28, 2024
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Kykladen-Hüpfen mit den „Siedlern von Catan“

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Griechenland ist ein reiches Land. Reich an gastfreundlichen Menschen, an pittoresken Dörfern, herrlichen Stränden und kristallenem Meerwasser, an Kirchen, Tempeln, Statuen und Amphitheatern. Und an Inseln. Griechenland verfügt laut Wikipedia über 3.054 Inseln, von denen 87 bewohnt sind. Europarekord. Auf neun davon sind wir gehüpft – als „Siedler“.

Die „Perlen von Hellas“

Jeder, der einmal die „Perlen von Hellas“ besucht hat, per Fähre, Segel- oder Motorboot, hat seine Lieblingsinsel. Wir auch. Dazu am Ende mehr. Wir – drei Männer aus Deutschland zwischen 45 und 60 Jahren – haben die „MS Galileo“, einen 48 Meter langen Dreimast-Motorsegler als schwimmende Pension gewählt, um acht Tage durchs Ägäische Meer zu schippern. Immer dabei haben wir die Insel „Catan“. Sie ist Teil des berühmten Brettspiels „Die Siedler von Catan“, bei dem die Spieler eine Insel aus wertvollen Rohstoffen erobern, Straßen anlegen und neue Siedlungen bauen müssen, aus denen schließlich Städte werden.

Der Clou des Spiels ist der Tauschhandel. Von manchen Rohstoffen besitzt man reichlich, andere sind knapp. Erz gegen Wolle, Ziegel gegen Holz – getauscht wird nach den aktuellen Bauvorhaben. Wir wollen auf jeder Kykladen-Insel,die wir betreten, mindestens eine Partie zu spielen. Und an Bord der Galileo natürlich. Und vor der Abreise im Hafen von Athen. Und nach der Rückkehr natürlich. Wir schaffen es: 17 Mal bauen wir Catan auf, 17 Mal sagt einer von uns scheinbar staunend „Gib Dir mal diese Insel!“ Und 17 Mal muss (darf) der Sieger der Partie vor den Augen der Mitspieler ins Meer springen. Nicht einfach so. Nein. Mit einer Arschbombe.

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1. Der 7-Tage-Törn der „Galieo“ von und nach Piräus führt zu neun Schönheiten des Ägäischen Meeres: Poros, Poliegos, Folegandros, Santorin, Paros, Delos, Mykonos, Syros und Kythnos.

Vorschrift: Safety Drill

Empfangen werden wir auf der Galileo – wie von nun an jeden Tag bei der Rückkehr von einem Ausflug – mit einem kühlen Drink. Die Lounge auf dem Hauptdeck mit großen Fenstern ist in warmen Farben stilvoll eingerichtet, viel Holz, Messing und Teppiche. Auch die Kabinen auf dem Ober- und Unterdeck – sämtlich Außenkabinen – strahlen geschmackvolle Gemütlichkeit aus. Hier werden wir uns eine Woche wohlfühlen. Beeindruckend ist das große Sonnendeck mit Liegestühlen unter den Segeln. Vor dem Ablegen unseres Motorseglers werden wir in Sicherheitsfragen instruiert. Safety Drill. Vorschrift.

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Zwischen den Insel-Stopps ist Zeit zum Relaxen auf dem herrlichen Sonnendeck der „Galileo“

Das sauberste Wasser des Mittelmeeres

Was uns von der ersten Minute an Bord klar wird: Dieser Törn ist nichts für sehr junge Leute: Alles wirkt gediegen, ja, luxuriös, aber eben gedacht für Passagiere jenseits der 45. Die Ansprache, Einrichtung, die Musik, das Essen. Und tatsächlich dürfte das Durchschnittsalter unserer 31-köpfigen Gruppe, die sich mehrheitlich aus Briten, Amerikanern und Australiern zusammensetzt, bei weit über 50 liegen. Der Älteste, Peter aus London, ist 84 – und einer der interessantesten Mitreisenden. Er hat in der Normandie gegen die Deutschen gekämpft. Da war er 14. Irgendwann während der Reise nimmt Peter uns Drei beiseite und sagt: „Ich bin beeindruckt von Euch. Was Ihr Deutschen seit einigen Jahren macht, ist großartig.“ Was Peter meint: die Rolle Deutschlands bei der Rettung Griechenlands und der Rettung unzähliger geflüchteter und in Europa gestrandeter Menschen.

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Paros (165 km² groß) liegt westlich von Naxos und ist eine der grünsten Inseln der Kykladen. In der Altstadt von Parikia, der Hafenstadt des Eilandes, befindet sich die berühmte Marktstraße mit unzähligen kleinen Läden, von der viele stille Gässchen abgehen, die zum Verlaufen einladen.

Am ersten Abend erreichen wir Poros. Die Insel, nur 31 nautische Meilen von Piräus entfernt direkt vor den Peloponnes, ist grün und ideal für einen abendlichen Bummel entlang der Hafenbars und Cafés, deren Tische und Stühle vor der Tür zum Bleiben einladen. Ein schöner erster Eindruck von den Kykladen.

Über Nacht fährt unser Motorsegler nach Poliegos. Hier gehen wir in einer bezaubernden Bucht vor Anker. Badestopp. Direkt von der Galieo springen wir ins Meer. Das Wasser ist Anfang Juni noch kühl, aber herrlich klar. Das Meer in der Ägäis gilt als das eines der saubersten des gesamten Mittelmeers. Es folgt Folegandros. Wir finden gleich im Hafen ein für die Kykladen typisches Restaurant: Weiß getünchte Wände, blaue Fensterläden, Holztische mit weißen Tischdecken und eine Küche, in der wir persönlich die Fische aussuchen, die wir 15 Minuten später lecker zubereitet auf den Tellern vor uns liegen haben. Nach dem Essen bauen wir unsere eigene Insel auf: Catan. Das erste Spiel auf einer Kykladen-Insel. Ein zweites folgt, auch Wein und Ouzo. Natürlich.

Lieber Paros oder Syros als Santorin oder Mykonos

Nächster Stop ist Santorin. Die berühmte Vulkaninsel ist schon im Juni überlaufen. Zu viele Touristen, zu viele Busse, zu viele Nepp-Verkäufer, zu hohe Preise. Wir flüchten nach einem kurzen Ausflug mit dem Sea-Taxi nach Olia in ein Lokal am schwarzen Sandstrand von Kamari, das von einem freundlichen Griechen geführt wird, der in Düsseldorf Deutsch gelernt hat. Überhaupt: Die Griechen sind unglaublich herzlich, offen und zuvorkommend. Große Gastfreundschaft. Ein Beispiel: Als wir in ein Café gehen, um die Besitzerin zu bitten, uns ein Taxi zu bestellen, lädt sie uns nicht nur zu einem Orangensaft ein, sondern führt auch noch mehrere Telefonate, um uns einen Beach-Club nennen zu können, in dem wir essen und siedlern können. Die Griechen machen – jedenfalls in der Tourismus-Wirtschaft – nicht viel verkehrt. Im Gegenteil.

Paros ist der nächste Anlaufpunkt. Die Inselhauptstadt Parikia hat mich schon vor 25 Jahren bei meinem ersten Besuch fasziniert – und heute noch immer. Die kleinen Gässchen und Läden sind einfach zauberhaft, in den Cafés umschmeichelt leise Musik die Hörmuscheln – im Frühsommer 2016 erlebt hier Barry White seine Renaissance – und die Wirte geben sich trotz der 7.000-jährigen Geschichte des Eilands noch Mühe, jedem hereinkommenden das Gefühl zu vermitteln, er sei der allerwichtigste Gast. Paros ist grün und bunt, Bougainville-Sträucher liefern lila, rosa und rote Farbkleckse. Und Paros hat tolle Strände, zum Beispiel den Golden Beach im Süd-Osten. Es ist d e r Surfer-Strand schlechthin wegen der idealen Winde, die durch die Schneise zwischen Paros und Naxos kommen.

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Die fünf Insel-Rohstoffe der „Siedler von Catan“ waren an allen Stränden, in allen Restaurants und auf dem Schiff immer dabei – der Ouzo auch. (Fotos: Jürgen Hoffmann)

Für die meisten Reisenden in unserer Gruppe war am Ende der Tour Paros die schönste der Kykladen-Inseln. Nach einem Ausflug zu den Ausgrabungen von Delos – auf der Insel leben weniger als zwei Dutzend Menschen, Archäologen und Sicherheitskräfte – legen wir in Mykonos an. Eine Party-Hochburg. Wir allerdings beschränken uns auf einen Nachmittag an einem Strand, eine Fischplatte und eine Partie Siedler von Catan. Weil ich einen Wein zu viel trinke, verliere ich das Spiel durch einen dummen Fehler kurz vor Schluss: Ich glaube, die längste Handelsstraße zu haben, übersehe aber, dass sie eine Lücke aufweist. Eine bittere Niederlage. Die versuche ich zu vergessen, indem ich heute Nacht an Deck schlafe. Der herrliche Sternenhimmel ist die wunderbarste Decke. Die wärmt aber leider nicht. So flüchte ich gegen 2 Uhr nachts fröstelnd unter Deck – und Daunendecke.

„Gib Dir mal die Inseln der Kykladen!“

Für mich liegt mindestens gleichauf Syros: Schon der erste Eindruck, der des kleinen Hafens Ermopouli (Titelfoto), ist umwerfend. Pittoreske Hotels, kleine Restaurants und Bars, viele mit so coolem Interior ausgestattet, dass sich die Designer Ibizas und Madrids hier Anregungen holen könnten, das Apollon-Theater und der Local market mit Gemüse, Oliven, Getreide und Wein der Insel, der Augen und Nase sinnliche Vergnügen bereitet. Syros ist mit 84 Quadratkilometer eine der kleinsten Inseln der Kykladen, aber einer ihrer größten Juwelen.

Nach einem letzten Badestopp vor Kythnos fahren wir vorbei an Kap Sounion mit dem berühmten Poseidon-Tempel, der hoch über uns auf dem Felsen thront, und erreichen am späten Nachmittag wieder Marina Zea im Hafen von Piräus. Eine letzte Nacht an Bord, dann suchen wir uns gegen Mittag eine Hafen-Kneipe, um unsere 17. und letzte Partie auf dieser Reise zu spielen. Gib Dir mal diese Insel – und die der Kykladen!

Hinweis: Ttelbild (c) Fotolia.de/sea and sun

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Hinweis in eigener Sache: Dieser Artikel wurde teilweise von Reiseveranstaltern, Restaurants, Hotels, Fluggesellschaften und/oder Tourismusagenturen unterstützt. Wir legen größten Wert auf unabhängige und neutrale Berichterstattung; daher entsprechen die Meinungen, Eindrücke und Erfahrungen der jeweiligen Autoren ihren persönlichen Ansichten.

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Jürgen Hoffmann
Jürgen Hoffmann
Jürgen P. Hoffmann arbeitet als freier Wirtschafts- und Reisejournalist in Hamburg. Der Diplom-Volkswirt ist für Tages- und Wochenpublikationen wie Die Welt, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Handelsblatt, Süddeutsche Zeitung, Wirtschaftswoche u.a. tätig. Die Themenschwerpunkte des „Redaktionsbüro Hoffmann“ (www.redhoffmann.de“) sind Finanzen, Karriere, Immobilien, Energie, Mittelstand und Reise. Zu den Büchern, die Jürgen P. Hoffmann veröffentlicht hat, gehören „Öl – vom ersten bis zum letzten Tropfen“ und „Die großen Wirtschafsdenker“. Als Co-Autor war er beteiligt an „Wie Sie Menschen überzeugen: Kommunikation für Führungskräfte“ und „Die Person hinter dem Produkt“.
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