Freitag, März 29, 2024
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Thurgau Chopin – Schiffsreise von Berlin nach Kiel

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Schon von weitem grüßt ein meterhoher, bunter Berliner Bär am Schiffsanleger in Spandau, der nur zehn Minuten Fußweg vom Bahnhof entfernt liegt.  Ab heute wird die „MS Thurgau Chopin“ für eine  Woche mein schwimmendes Urlaubsdomizil sein. Einfach mal die Seele baumeln lassen, heißt es auf  dem Boutique-Schiff, das mich und 46 weitere Gäste von Berlin über Hamburg und weitere Städte nach Kiel bringen wird. Dazwischen liegen jede Menge Sehenswürdigkeiten und wahre Wunderwerke der Technik.

Schiff in Grandhotel-Stil

Müßiggang ist angesagt auf einem kleinen Flusskreuzfahrtschiff wie der „MS Thurgau Chopin“, das maximal  80 Passagiere beherbergen kann und wegen der Schleusen und Schiffshebewerke  nicht größer sein dürfte. Schon vor Jahren haben Forscher  der Rotterdamer Erasmus-Universität festgestellt, dass der bewusste Leerlauf fürs Gehirn nicht nur sehr produktiv, sondern auch lebenswichtig ist und einem Burnout vorbeugen kann.

„Niksen“ (Nichtstun) nennen die Holländer diesen Trend, der keineswegs Langeweile bedeutet.  Neben allem süßen Müßiggang und kulinarischem Sterne-Genuss, den Küchenchef Nemanja Tascovic mit seinem Team für uns bereit hält, gibt es auf der 578 Kilometer langen Reise  auch viele interessante Ausflugsziele und Informationen.

Das einstige Deilmann-Schiff ist im Grandhotel-Stil konzipiert. 2002 gebaut und 2018 komplett renoviert, beeindruckt der geschmackvoll eingerichtete öffentliche Bereich mit Rezeption, Panorama-Salon und Speisesaal durch Jugendstil-Elemente. Die Treppengeländer sind kunstvoll geschmiedet, die Metalleinfassungen und Leuchten aus reinem Messing, was heute kaum noch bezahlbar wäre.

Zwischen Havel und Himmel

Am Abend nimmt die „MS Thurgau Chopin“ Kurs auf Potsdam –  über den Wannsee und an der Pfaueninsel vorbei. Während die Passagiere das erste Mehrgänge-Menü an Bord genießen, werden Havel und Himmel durch einen fantastischen Sonnenuntergang in ein tiefes Orangerot getaucht.  Zwei Stunden später legt das Schiff in Brandenburgs Hauptstadt nahe dem Zentrum an. Die Gäste haben die Wahl zwischen Klaviermusik in der Bar oder Nachtleben in Potsdam, wo am nächsten  Morgen der erste Ausflug beginnt.

Potsdams Glanz und Gloria

Als Friedrich II. im 18. Jahrhundert seinen Sommersitz Sanssouci (Ohne Sorge) erbauen ließ, hat er wohl im Traum nicht daran gedacht, dass ein Jahrhundert später das kleinste und berühmteste seiner Schlösser Millionen  Touristen anziehen und zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt würde. Die 160.000 Einwohner zählende ehemalige „Soldatenstadt“  ist eingebettet in eine einzigartige Kulturlandschaft des Havellandes. Mehr als drei Jahrhunderte bauten die besten Architekten, Landschaftsplaner und Kunsthandwerker im Auftrag der preußischen Herrscher repräsentative Schlösser und Parkanlagen.

Prunkstück der geschichtsträchtigen Landeshauptstadt ist sicherlich der große Park von Sanssouci mit unzähligen Schlössern, Tempeln, Gärten, Fontänen, Rondellen, einem Chinesischen Teehaus sowie dem auf einem Hügel stehenden Schloss Sanssouci. Für diese riesige Parkanlage mussten mehrere Stadtteile abgerissen werden. Fast ebenso berühmt ist der Neue Garten im Nordosten, in dem u.a. das Schloss Cecilienhof steht. Dort wurde nach dem Zweiten Weltkrieg bei einem Treffen der Alliierten die Aufteilung Deutschlands verhandelt. Das Holländische Viertel und die russische Holzhäuser-Siedlung Alexandrowna, in der bis heute die Nachkommen russischer Chorsänger wohnen, sind ebenfalls sehenswert. Die Leibeigenen hatte der russische Zar seinem Freund  Friedrich Wilhelm III.  geschenkt.

Durch „Berlins Obstgarten“, wie die fruchtbare Gegend des Havellandes auch genannt wird, in der  einst Herrn von Ribbecks Birnbaum (Theodor Fontane) stand, gleitet das Boutique-Schiff  über den Plauer See zum Elbe-Havel-Kanal. Die Fahrt führt westwärts unter einigen niedrigen Brücken hindurch, bei denen es auf dem Sonnendeck öfter mal „Kopf einziehen“ heißt. Die Nacht verbringen wir im Städtchen Burg am Elbe-Havel-Kanal, der zusammen mit dem Mittellandkanal und der Havel eine durchgehende Wasserstraße vom Ruhrgebiet über Berlin nach Polen bildet.

Gigantischer Whirlpool

Wer die Doppelsparschleuse Hohenwarthe (18,5 m Höhenunterschied) und das Wasserstraßenkreuz Magdeburg erleben will, muss am nächsten Morgen früh aufstehen. Seit 2003 verbindet das  Wasserstraßenkreuz, wo der Mittellandkanal auf einer Trogbrücke die darunter fließende Elbe und das weite Elbtal überquert, die beiden Kanäle.  Die  Magdeburger Kanalbrücke (918m Länge/32 m Breite) ist nicht nur die größte Trogbrücke der Welt, sie ist auch  auch der größte  Whirlpool der Welt. Nur durch das sprudelnde Wasser kann der Kanal in kalten Wintern eisfrei gehalten werden.

Futuristisch: Autostadt Wolfsburg

In Calvörde startet der Bus-Ausflug in die Autostadt in Wolfsburg, die durch  ihre futuristischen Pavillons und das ZeitHaus der  Automobilgeschichte  beeindruckt. Wer auf dem Schiff bleibt, kommt dreieinhalb Stunden später ebenfalls direkt in der Parkanlage der  VW-Autostadt an und hat dann noch reichlich Zeit für einen Landgang. Ein großes Outlet-Center auf der gegenüber liegenden Seite lädt zum Shoppen ein.

Hundertwasser-Bahnhof in Uelzen

Am nächsten Morgen fahren wir auf dem Elbe-Seitenkanal, der auch „Heide-Suez-Kanal“ genannt wird, weil er fast schnurgerade durch die Lüneburger Heide verläuft, nach Uelzen. Das leise Stampfen der Motoren, das Plätschern der Wellen und die vorbeigleitenden Ufer haben etwas zutiefst Beschauliches.  Ein kurzer Foto-Stopp mit dem Bus am Hundertwasser-Bahnhof und es geht weiter in die Salz- und Hansestadt Lüneburg.

Lüneburgs Fluch und Segen

Im 16. Jahrhundert gehörte die malerische Stadt, die im Zweiten Weltkrieg verschont wurde, zu den reichsten Norddeutschlands. Bis heute spiegelt sich das im Stadtbild in unzähligen Gebäuden aus Spätgotik und Renaissance im Stil der Backsteinbaukunst wider.  Das schlossähnliche Rathaus, eindrucksvolle Treppengiebel, die Nikolaikirche und der Alte Kran am Fluss Ilmenau sind nur einige der architektonischen Kostbarkeiten. In der Hansestadt ist aber auch die Spaltung zwischen Arm und Reich bis heute unübersehbar. In den Arbeitervierteln über der ehemaligen Saline haben sich Straßen und Gebäude stark abgesenkt, manche Häuser an den Kopfsteinpflaster-Gassen sind beängstigend schief. Das Salz ist  für  Lüneburg Fluch und Segen zugleich.

Überdimensionierter Fahrstuhl

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Spannend wird es gegen Abend noch einmal an Bord: Das  Schiffshebewerk Lüneburg-Scharnebeck ist das höchste Deutschlands: In zwei parallelen mit Wasser gefüllten Trögen werden die Schiffe senkrecht um 38 Meter auf das Niveau der Elbe gesenkt. Die  eigentliche Senkung dauert nur fünf  Minuten, der gesamte Schleusenvorgang um die 20 Minuten – ein einzigartiges Erlebnis, und wir dürfen in diesem überdimensionierten  Fahrstuhl mitfahren.

Legendäre Schwebefähre

Am nächsten Tag steht Hamburg auf dem Programm, wo die „MS Thurgau Chopin“ über Nacht liegt, bevor es auf der Elbe, vorbei an Blankeneese, Oevelgönne, Airbus-Werk und  Schulauer Fährhaus über die Schleuse Brunsbüttel in den Nord-Ostsee-Kanal geht.  Der Kanal (98,6 km lang, bis zu 162 m breit), der in einigen Windungen verläuft, ist die  meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt. Dank dieses Kanals können sich viele Schiffe den langen und wegen der Stürme gefährlichen Umweg über Skagerrak und Kattegat rund um Dänemark herum ersparen. Tagesziel ist  Rendsburg, wo die „MS Thurgau Chopin“ unter der legendären Schwebefähre hindurchfährt und in einem kleinen Hafen für die Nacht anlegt. Von dort bis zur Endstation Kiel  ist es nicht mehr weit.

Reise-Infos in Kürze

Anreise: Mit dem Zug bis Berlin-Spandau.

Das Schiff: Die „MS Thurgau Chopin“ fährt unter Schweizer Flagge. Sie ist  83 m lang,  9,50 m breit und bietet  für 80 Gäste 42 stilvoll eingerichtete Außenkabinen mit Mini-Bar. Bordsprache ist Deutsch, Bordwährung: Euro. Auf dem Oberdeck haben alle Kabinen einen französischen Balkon.

Bordeinrichtung:  Panorama-Restaurant, Panorama-Salon mit Bar, Bibliothek,  Sonnendeck. Im  Restaurant  werden internationale Spezialitäten und regionale Speisen zu einer Tischzeit serviert.  Zum Abendessen ist gepflegte Kleidung erwünscht. Geraucht werden darf nur auf dem Sonnendeck. Gratis-WLAN nach Verfügbarkeit.

Reisedaten 2023 für „Von der Spree an die Förde“:  01.04. bis 08.04. 8 Tage, ab 1249/Pers. € VP; 04.09. bis 11.09 und 18.09. bis 25.09., 8 Tage ab  1549 € VP/Pers. Getränke- und Ausflugspaket können dazu gebucht werden. Buchbar über https://www.thurgautravel.de/

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Liane Ehlers
Liane Ehlers
Liane Ehlers war fast 20 Jahre verantwortliche Redakteurin für das Wochenendjournal der Nordwestzeitung in Oldenburg, der größten Tageszeitung im Weser-Ems-Gebiet. Neben Lifestyle, Wellness, Medizin und Ratgeber gehörte auch Reise dazu, ihr Lieblingsressort. Sie hat ihren Traum verwirklicht. Jetzt ist sie als freie Reisejournalistin für die NWZ und andere Medien unterwegs.
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