Sonntag, September 24, 2023
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Lady in White – Mit der „Star Clipper“ in Thailand

Dieser Beitrag wurde am 24.03.2023 zuletzt aktualisiert.

Für die einen ist es die Erfüllung eines Kindheitstraums, für die anderen ein großer Wunsch auf der „Löffelliste“: eine Reise mit einem Großsegler. Die Reederei Star Clippers betreibt gleich drei Passagier-Segelschiffe, die Tradition und Komfort auf einzigartige Weise verbinden. Ich durfte jetzt an Bord der „Star Clipper“ durch Thailands Inselwelt segeln.

Conquest Of Paradise zum Auslaufen

Meine Nachbarin zur Linken wischt sich leicht verschämt eine Träne aus den Augen, als beim Auslaufen die Segel gehisst werden. Aus dem Lautsprecher schallt Conquest Of Paradise (Die Eroberung des Paradieses; Vangelis 1492). Fünf Jahre ist es her, dass ich mit der „Star Clipper“ in der Karibik unterwegs war. Dieses Mal bin ich in der Bucht von Patong auf Phuket (Thailand ) an Bord der Viermast-Barkentine gegangen. Die elegante Lady mit ihren weißen Segeln und dem Bugsprietnetz fasziniert mich noch immer.

Star Clipper Thailand - Liane Ehlers - 2astarDas Herz des Großseglers ist die Tropical Bar, wo sich Passagiere aus aller Welt treffen. Schon zur Begrüßung hat Kapitän Yuriy Slastenin angekündigt, dass wir, wann immer es möglich ist, segeln werden. Sanft gleitet der Viermaster nach einem orangeroten Sonnenuntergang über leichte Wellen in die Dunkelheit der Nacht. Die Lichter von Patongs Skyline verschwinden schon bald in der Ferne. Die Schwüle des Festlands weicht einer angenehmen, leichten Brise.

Weil nur 68 Passagiere an Bord sind (maximal 170), hat die Szene viel Privatsphäre. Dieses fast private Feeling zu ermöglichen, war auch die Intention von Eigner und Reeder Mikael Krafft, als er vor 26  Jahren mit der „Star Flyer“ seinen ersten Großsegler in Auftrag gab.Es folgten das Schwesterschiff „Star Clipper“ und der Fünfmaster „Royal Clipper“, das zurzeit größte Segelschiff der Welt für 227 Passagiere. Allerdings wird der Nachbau der „Preußen“ diesen Titel nicht mehr lange beanspruchen können, denn  auf einer kroatischen  Werft in Split befindet sich ein noch größeres, die „Flying Clipper“, im Bau. Sie ist ein Nachbau der „France“, das größte Vollmast-Segelschiff, das je gebaut wurde.

Viele Frühaufsteher

Am nächsten Morgen nähern wir uns der Ko Butang Inselgruppe im Tarutaro Marine National Park. Unsere Route führt durch die Andamanensee. Mit zarten Pinktönen taucht die Sonne um 6.15 Uhr aus dem  Meer auf und wandelt sich langsam in ein Orangegelb. Auf dem Sonnendeck treffe ich ein gutes Dutzend Frühaufsteher, die sich das Schauspiel dieses grandiosen Sonnenaufgangs auch nicht entgehen lassen wollen. Die friedliche Stille wird nur durch das leichte  Knarren der Seilwinde durchbrochen, als die Crew die Rahsegel setzt. Für Tom (64) – ein Kalifornier, der schon zum dritten Mal an Bord ist – „hat der Moment etwas Magisches“. Ein Kaffee vom Earlybird- Frühstücksbuffet macht den Start in den Tag perfekt.

Nach einer nassen Anlandung mit dem Tenderboot gehört der Strand am Nachmittag uns und einem Affenpärchen, das sich aber vertreiben lässt. Cruise-Direktor Peter hatte uns vor den Affen, die alles  stehlen, gewarnt. Aber die Crew passt auf.  Im Indischen Ozean ist es so warm wie in einer Badewanne. Beim Schnorcheln am Korallenriff gibt es bunte Fischschwärme zu sehen, doch leider auch  Plastikmüll im Meer. Das Equipment haben wir für die ganze Woche kostenlos an Bord ausgeliehen. Stand-up-Paddeln, Kajakfahren und Wasserskilaufen sind ebenfalls inkludiert. Mit den Tenderbooten, die halbstündlich verkehren, geht‘s nach einem entspannten Strand- und Schnorcheltag zurück zur „Star Clipper“. Wie jeden Abend holt die Crew zur Melodie von „Conquest Of Paradise“ den Anker ein.

Klettern ins Krähennest

„Vergessen Sie alles, was Sie je über Kreuzfahrten gehört haben“, fordert Kreuzfahrtdirektor Peter Kisner. Das Urgestein ist bereits seit 1995 an Bord der Starclippers-Schiffe und dienstältester Offizier der  Reederei. „Hier gibt es kein Casino und keine Tanzshows. Das wollen wir auch nicht haben. Wir machen eher eine Expeditionsreise. Dafür dürfen Sie zu fast jeder Zeit auf die Brücke, ans Steuerrad, ins Bugsprietnetz oder ins Krähennest. Auch den Maschinenraum können Sie in Begleitung besichtigen. Wir möchten Ihnen etwas vom Großseglertum nahe bringen“, erklärt Kisner.

Malaysias Erbe

Beim Segelsetzen fassen die Gäste mit an, als die Star Clippers Kurs auf Penang, das ehemalige Georgetown (Malaysia) nimmt. Am nächsten Morgen blicken wir bei Sonnenaufgang auf die Skyline der zweitgrößten malaysischen Großstadt. Der einzige Hafen, in dem wir anlegen. Große Container-Schiffe kommen uns entgegen. Das historische Zentrum ist nah. Dort gibt es viele Häuser und Geschäfte aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Ihre Architektur wird auch als „Straits Electric“ bezeichnet und ist eine Mischung aus europäischem, arabischem, chinesischem, indischem und malaysischem Einfluss. Penang war die erste britische Niederlassung in Malaysia, bis heute gibt es dort eine große englische Enklave.

Für uns steht ein Ausflug zur Orang-Utan-Aufzuchtstation auf dem Programm. Es ist wie in einem Zoo, nur  sind wir hinter Gittern – in einem überdachten Käfiggang – und die Affen  draußen auf  der kleinen Insel.  Interessant am Festland ist der Besuch einer industriellen Köhlerhütte. In mehreren meterhohen Iglus wird dort Holzkohle aus Mangrovenholz hergestellt. „Die beste der Welt“, wie unser Guide Chua Knee Sin erklärt, „und ein wichtiges Exportprodukt Malaysias.“

Zurück an Bord gibt es wie jeden Spätnachmittag ein Minibuffet für hungrige Heimkehrer und einen Vortrag von Kreuzfahrtdirektor Peter zu Themen rund ums Schiff und die Geschichte des Großseglertums. Wir erfahren u.a. etwas über die Entwicklung der Clipper-Schiffe und dass fast alles Wasser an Bord aus Salzwasser aufbereitet wird.

Nach dem Dinner ist allabendlich Tropical Bar angesagt, wo Jerby mit seinem Keyboard für Unterhaltung sorgt. Wer es ruhiger mag, geht eine Etage höher aufs Sonnendeck und genießt den Blick in den Sternenhimmel und die Segel. Am liebsten würde ich auf der Liege  übernachten, aber ein paar Regentropfen vertreiben mich in meine Kabine.

Erster Marine Nationalpark

Star Clipper Thailand - Liane Ehlers - 12star
Alle Fotos (c) Liane Ehlers

Der große Regen und das Gewitter kommen in der Nacht. Die Monsunzeit beginnt. Als wir am nächsten Morgen Ko Adang ansteuern, sind die Hügel von Wolken verhangen, es schüttet aus Kübeln. Erst mittags klart es auf, und wir können übersetzen. Das Barbecue am Strand muss leider ausfallen, es findet auf Deck statt. Ko Adang gehört zum Tarutao-Nationalpark, bestehend aus einem Archipel von 51 Inseln. Der erste Marine Nationalpark Thailands ist nach wie vor eine der schönsten Küstenregionen. Vermutlich, weil er nur schwer zu erreichen ist. Wasserfälle, verschlungene Flussläufe und eine Vielzahl geschützter Tiere gibt es dort. Die Anlandung ist nass, wie jedes Mal.

Prinzessin als Schutzherrin

Star Clipper Thailand - Liane Ehlers - 16star

Nach dem Segelsetzen am Abend nehmen wir Kurs auf Ko Rok Nok. Die Insel gehört zur Lanta Gruppe und ist seit 1990 Nationalpark. Die thailändische Prinzessin Kayana hatte in den 1990er Jahren dafür gesorgt, dass die maritimen Parks zum Schutze der Natur eingerichtet wurden. Über jeden wacht ein Ranger. „Die ,Star Clipper‘ wurde durch die  Prinzessin sozusagen zur königlichen Yacht. Bis heute ist sie das einzige kommerzielle Schiff, das in Nationalparkgewässer einfahren und dort ankern darf“, erzählt uns Kreuzfahrtdirektor Peter Kisner.

Ko Rok Nok empfängt uns mit smaragdgrünem Wasser, einem gelb-weißem Strand und einer üppigen Vegetation. Der Gewitterregen vom Vormittag hat der Sonne Platz gemacht. Abends ist Captains Dinner angesagt, und nach der Crew-Show an der Tropical Bar tanzen die Gäste begeistert mit.

Enttäuschter James Bond

Der nächste Morgen bringt uns in eine andere Welt. Das Wasser in der flachen Bucht Ao Phang Nga ist spiegelglatt. Ähnlich wie in der vietnamesischen Halong Bucht ragen  steile Kalkfelsen, die von einer wilden, tropischen Vegetation überwuchert sind, aus dem Meer. Dunkle Höhlen und Grotten mit herabhängenden Stalaktiten machen das Ko Hong Archipel, eine kleine Inselgruppe zwischen Krabi und der nördlichen Phang  Nga Bucht,  zu einem der schönsten tropischen Inselparadiese der Welt. Für Ausflügler gibt es mit dem Speedboot zum James Bond Felsen, am dem Roger Moore „Der Mann mit dem goldenen Colt“ (1974) gedreht hat.

„Als Roger Moore mit seiner schwedischen Ehefrau Christina Tholstrup  und der königlichen Familie an Bord war, besuchte er  von der Star Clippers aus den berühmtesten Felsen der Filmgeschichte“, erzählt Kreuzfahrtdirektor Peter Kisner. Aber dort habe ihn niemand erkannt. Der Schauspieler sei darüber wohl ein wenig enttäuscht gewesen.

Absoluter Höhepunkt der Reise ist die Tour rund ums Schiff.  Mit dem Zodiak (Schlauchboot) steuert Kisner uns durch die Felsenwelt von Ko Hong. Die Insel verdankt ihren Namen der großen Lagune (The Hole), die durch ein Felsentor nur bei Hochwasser über ein flaches Riff hinweg erreichbar ist. Kapitän Yuriy Slastenin hat zur Freude der Gäste alle Segel setzen lassen. Die Crew grüßt vom Bugsprietmast. Die Fotomotive sind atemberaubend.

Chinesische Invasion

Der schönste aller Strände erwartet uns am siebenten Tag auf Ko Similan. Die Similan Inseln bestehen aus neun durchnummerierten, unbewohnten Eilanden. Sie haben einen schneeweißen Sandstrand und dschungelbedeckte Hügel. Das Wasser ist so klar, dass Taucher bis zu 25 Meter weit die tropische Unterwasserwelt mit ihren Korallenbänken sehen können. Zwischen 11 und 15 Uhr sollte man die Insel allerdings besser meiden. In dieser Zeit kann es zu einer „chinesischen Invasion“ durch Touristen aus dem Reich der Mitte kommen. Danach ist sie  wieder zauberhaft und ruhig.

Ein letztes Mal auf dieser Reise werden um 18 Uhr die Segel gesetzt. Die „Star Clipper“ nimmt Kurs auf Phuket, von dort geht sie nach Singapur und Bali. Dieser Sonnenuntergang ist der schönste aller Abende, und diesmal kommen zum Abschied auch mir die Tränen.   

Reiseinformationen in Kürze

Schiffsdaten

Die „Star Clipper“ hat 84 komfortable Kabinen, zwei Swimmingpools, ein elegantes Restaurant, Tropical Bar und Bibliothek. Länge 115,5 Meter/ 170 Passagiere/ 74 Besatzungsmitglieder, 16 Segel und 3365 qm Segelfläche.

Routen

Die drei Star Clippers-Schiffe fahren auf Routen in der Karibik, Panama-Kanal, Atlantik-Überquerungen, Asien und Mittelmeer. Informationen unter Tel.: 00800/78272547 (gebührenfrei).

Hoteltipp

Wer bei der weiten Anreise vorab oder danach ein paar Tage im Hotel verbringen möchte: Stadthotel Nap Patong (zentral, fünf Minuten zum Strand, nahe Einschiffung) oder Strandhotel Renaissance Phuket Resort & Spa (20 Minuten bis zum Flughafen).

Reiseliteratur

„Thailand“, Renate Lose, Dumont, 416 S., 24,99 Euro


Hinweis in eigener Sache: Dieser Artikel wurde teilweise von Reiseveranstaltern, Restaurants, Hotels, Fluggesellschaften und/oder Tourismusagenturen unterstützt. Wir legen größten Wert auf unabhängige und neutrale Berichterstattung; daher entsprechen die Meinungen, Eindrücke und Erfahrungen der jeweiligen Autoren ihren persönlichen Ansichten.
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Liane Ehlers
Liane Ehlers
Liane Ehlers war fast 20 Jahre verantwortliche Redakteurin für das Wochenendjournal der Nordwestzeitung in Oldenburg, der größten Tageszeitung im Weser-Ems-Gebiet. Neben Lifestyle, Wellness, Medizin und Ratgeber gehörte auch Reise dazu, ihr Lieblingsressort. Sie hat ihren Traum verwirklicht. Jetzt ist sie als freie Reisejournalistin für die NWZ und andere Medien unterwegs.

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