Freitag, März 29, 2024
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Heiliges Land auf schmalen Reifen

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Israel? Das ist ein Reiseziel für Studienreisen, für Pilger, die auf alte Steine stehen, auf Kultur und Wüste – und vielleicht noch auf ein bisschen Baden im Toten Meer. Aber zum Radfahren? Dafür fliegen die Deutschen lieber nach Mallorca – oder im Winter inzwischen bis nach Südafrika. Dabei fanden in Haifa im Jahr 2010 sogar schon die Europameisterschaften der Mountainbiker statt. Unser Autor hat sich für seine Entdeckungstour durch das Heilige Land aber das Rennrad ausgesucht und ist ganz vom Norden bis hinunter ans Rote Meer gerollt.

Ein warmer Wind zerrt heftig am Trikot. Jetzt einfach rollen lassen und geniessen. Während in Europa Schmuddelwetter herrscht, schicken wir den Sommer in die Verlängerung und jagen «kurz-kurz», mit kurzer Hose und kurzem Trikot, auf unseren Rennrädern eine breite Straße hinunter, die gar nicht enden will. Was für eine Abfahrt – so viele Meter ging es doch vorher nicht bergauf. Aber in Israel ist alles etwas anders. Der See Genezareth, in dessen Süden unser Etappenziel wartet, liegt gut 200 Meter unter Meeresniveau.

In vier Etappen bis ans Rote Meer

«Trans-Israel-Challenge» – in vier Etappen von der Nordgrenze des Landes bis ans Rote Meer – so das ehrgeizige Projekt, das uns vorbei an biblischen Stätten und einmaligen Naturdenkmälern durch ein eindrucksvolles Land führt. Auch wenn dabei für kulturelle Ausflüge oder Entdeckungstouren auf historischen Spuren kaum Zeit bleibt – viel intensiver als auf zwei Rädern kann man ein Land wohl nicht erleben. Das Land im wahrsten Sinne zu erfahren, ist das Ziel von Harel Nahmani, der die Tour organisiert hat. Dass er mit dem Versprechen für ein einmaliges Erlebnis nicht zu hoch gegriffen hat, wird schon am ersten Tag klar.

Als wir nach wenigen Kilometer von der Hauptstraße ins israelisch-libanesische Grenzgebirge abbiegen, bleibt der Autoverkehr schnell zurück. Unsere Route führt durch die Pinienwälder des Admit-Parks und am monumentalen Naturwunder des «Arch Cave», der mit seinem Felstor ein Paradies für Extremsportler ist. Dafür, dass auch der sportliche Anspruch nicht zu kurz kommt, sorgen die Höhenzüge Galiläas, die immer neue Steigungsprozete in den Weg stellen. «Genießt es, aber teilt Euch die Kräfte gut ein», hatte Harel gesagt, «am besten in dieser Reihenfolge».

Bei der «Trans-Israel» stehen Sport und Naturgenuss im Mittelpunkt

Knapp 40 Sportler aus den USA, Belgien, Großbritannien, Kanada, Irland, Südafrika, der Schweiz und natürlich Israel sind dabei, bei der zweiten Auflage der Tour. Gefahren wird in verschiedenen Gruppen, ganz nach Form und Lust. Und für alle Fälle sind nicht nur ein Mechaniker mit Auto, sondern auch ein Begleitbus dabei. Bei der «Trans-Israel» stehen Sport und Naturgenuss im Mittelpunkt. Um den Rest kümmert sich die fünfköpfige Begleitcrew.

Vielleicht ist Israel noch kein typisches Radfahrerland. Aber Mountainbiker haben die Region nicht erst seit den Europameisterschaften 2010 in Haifa als ihren Geheimtipp endteckt. Welches Potential das Land im Radtourismus sieht, lassen die zahlreichen Verkehrsschilder erkennen, die zu Rücksicht gegenüber Radfahrern mahnen. Nur für uns hat die hier niemand aufgestellt. Und in der Tat, die meisten Autofahrer, die uns hupend passieren, machen dies mit einem freundlichen Winken: «Hopp hopp, weiter so.»

Der See Genezareth, nicht nur Schauplatz biblischer Geschichte, sondern auch ein Naturparadies, der Jordangraben, der mehr als 400 Meter unter dem Meeresspiegel liegende Salzsee des Tote Meeres, das Naturschauspiel der Oase En Gedi nur wenige Kilometer entfernt vom tiefsten Punkt der Erde, die ehemalige jüdische Festung Masada, seit 2001 Weltkulturerbe, oder der Krater Machtesch Ramon in der Wüste Negev – es ist ein «best of» von historischen Stätten und Naturdenkmälern, das sich entlang der «Trans-Israel» aufreiht.

Längste Straße Israels ist 480 Kilometer lang

Am zweiten Tage dauert es nach wenigen Kilometern entlang der Landstraße 90, der mit 480 Kilometer längsten Straße Israels, eine ganze Weile Weile, bis wir auf der steilen Straße durch einen spärlich bewachsenen Hang das Schild mit der Aufschrift «Sea Level» passieren. Auf den Gipfeln der gut 500 Meter hohen Bergkette Gilboa mit Naturschutzgebieten und Nationalparks haben sich Vogelkundler postiert. Im Herbst und im Frühjahr ist Israel eine wichtige Zwischenstation für Zugvögel. Im Norden Israels überwintern jährlich mehr als 30.000 Kraniche.

Das Bad im Toten Meer ist natürlich Pflichttermin – und perfekt für müde Radfahrer-Muskeln. Schließlich brauchen wir Power für den nächsten Tag. Vom Fuss der Festung Masada geht’s mitten hinein in die Wüste Negev. Diese Trockenwüste macht rund 60 Prozent des Staatgesbietes aus. Bis zum Horizont reiht sich braune Hügelkette an braune Hügelkette. Manchmal dauert es eine halbe Stunde, bis wieder ein Auto auftaucht – dafür weiden unweit der Straße ein paar Kamele. Nur vereinzelt weisen Schilder Schotterpisten entlang ins Nirgendwo und darauf hin, dass es irgendwo da draußen noch mehr Leben geben muss. Gleichwohl ist die Wüste Negev auch ein Paradies für Wanderer – vorzugsweise mit einem ortskundigen Guide. Mit einem Minimum an Erfahrung sind aber auch selbstständige Touren möglich, dafür sorgt nicht zuletzt ein signalisiertes Wegnetz.

Nach wenigen Kilometer stürzt sich die Straße in die Tiefe

Die letzte Etappe der «Trans-Israel» beginnt früh. Schon in der Dämmerung sind wir auf dem Rad, stoppen aber bereits nach wenigen Kilometern, als sich die Straße vor uns unvermitteln in die Tiefe stürzt. Der Machtesch Ramon – fast 1000 Meter tief 40 Kilometer im Durchmesser – ist der größte Krater in der Wüste Negev. Es ist noch kühl am Morgen, während am Horizont über Jordanien die Sonne aufgeht. Als wie auf Kommando noch ein paar Nubische Steinböcke auftauchen, ist das Bild perfekt. Aber wir haben mit fast 170 Kilometer die längste Etappe der Woche vor uns – also nichts wie rein in die rasende Abfahrt zum Kratergrund. Beim nächsten Mal bringen wir mehr Zeit mit. Der gesamte Krater ist ein Natur- und Landschaftsschutzgebiet. Der Jahrhunderte dauernde Erosionsprozess hat urzeitliche Vulkankegel, versteinerte Baumstämme und Korallengriffe und Magmakammern freigelegt. Aber selbst von der Straße hinterlässt der Krater bleibenden Eindruck. Einfach gewaltig ist, was die Natur hier geschaffen hat.

Was ein Kontrast zum Finale. Noch eine Abfahrt, dann ist der südlichste Punkt Israels erreicht. Wie aus einem Backofen umspült uns die heiße Luft, die von den Felsen aufsteigt, als uns die Straße von den Eilat Mountains in den gleichnamigen Badeort mit seinen Hotels hinunter spült. Jetzt kühlt nicht einmal mehr der Fahrtwind. Dafür glitzert es plötzlich voraus: Das Rote Meer. Badezeit.

Anreise – Der Tel Aviv Ben Gurion International Airport (TLV) ist Israels wichtigster und größter Flughafen und wird ab Deutschland Lufthansa oder die israelische Fluggesellschaft El Al beispielsweise via Frankfurt oder München bedient. Günstige Umsteigeverbindungen ab Düsseldorf bieten auch Turkish Airlines und Pegasus Airlines über die Türkei. Vom Flughafen ist der Ausgangspunkt der Tour bequem mit dem Zug zu erreichen. Ein Visum ist für Israel nicht erforderlich, ein Reisepass – ab Einreise noch mindestens sechs Monate gültig – genügt.

Information & Buchung – Die Trans-Israel-Challenge ist eine Rennradtour mit vier Etappen, die von der Nordgrenze des Landes ans Rote Meer führt. Die Reise (fünf Nächte, Vollpension) kostet 1200 Euro (ohne Anreise). Die nächste Trans-Israel-Challenge findet vom 26. bis 29. Oktober statt. Individuelle oder geführte Verlängerungen – auch mit weiteren Rennrad-Etappen – sind ebenso möglich wie komplett individuelle Touren. Information und Buchung: . Verschiedene Veranstalter bieten auch mehrtägige Touren mit dem Treckingrad oder Mountainbike an – zum Teil kombiniert mit Ausflügen und Begleitfahrzeug für besonders anspruchsvolle Abschnitte. Allgemeine Reiseinfos und Tipps zu Israel gibt‘s auch unter https://goisrael.de/ im Netz.

Service – Bei der «Trans-Israel» sorgen zwei Begleitfahrzeuge, die in regelmäßigen Abständen mit eisgekühltem Wasser und kleinen Snacks bereit stehen, für die Teilnehmer. Jeweils zur Mittagszeit wird ganz groß aufgefahren und der mitgebrachte Campingtisch hat kaum Platz für zahlreiche einfache aber wunderbare israelische Köstlichkeiten. Immer dabei: Hummus, eine orientalische Spezialität aus pürierten Kichererbsen, Olivenöl und Gewürzen.

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Hinweis in eigener Sache: Dieser Artikel wurde teilweise von Reiseveranstaltern, Restaurants, Hotels, Fluggesellschaften und/oder Tourismusagenturen unterstützt. Wir legen größten Wert auf unabhängige und neutrale Berichterstattung; daher entsprechen die Meinungen, Eindrücke und Erfahrungen der jeweiligen Autoren ihren persönlichen Ansichten.

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Stefan Schwenke
Stefan Schwenke
Reisen, das bedeutet für Stefan Schwenke Unterwegssein mit allen Sinnen. Als passionierter Ausdauer-Athlet – fast 20 Jahre Triathlon haben Spuren hinterlassen – kann es auch unterwegs kaum sportlich genug sein, zumal sich zu Fuß, auf Skiern oder mit dem Rad die Welt noch immer am besten entdecken lässt. Wenn Schwenke nicht gerade sportlichen Großveranstaltungen seine Stimme leiht, arbeitet er als freier Journalist unter anderem für verschiedene Zeitungen und Magazine im In- und Ausland und beliferte mehreren Fotoagenturen. Seine Leidenschaft sind neben dem Sport die Berge – daher lebt und arbeitet er inzwischen den größten Teil des Jahres unweit der Quelle des Rheins in Graubünden, Schweiz.
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