Dienstag, März 19, 2024
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Entenhausen liegt im Fichtelgebirge

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Mal ehrlich: Viele Dinge, die man im Leben wenigsten einmal gemacht haben muss, sind einfach nicht möglich. Wer hat als Kind, als Jugendlicher, selbst noch im reiferen Erwachsenenalter nicht davon geträumt, mal nach Entenhausen zu reisen und dort auf Donald Ducks Spuren zu wandeln, die süße Daisy zu treffen und in Onkel Dagoberts berühmtem Geldspeicher ein erfrischendes Goldbad zu nehmen. Ich jedenfalls schon. Alles unerfüllbar? Von wegen. Entenhausen liegt nämlich nicht über dem großen Teich, sondern im Fichtelgebirge. Erika Fuchs sei Dank.

Kein Halten mehr für „Donaldisten“

Schon kurz nach dem Betreten des ersten Comicmuseums in Deutschland gibt’s für alle „Donaldisten“ und solche, die es werden wollen, kein Halten mehr. Dass das „Erika-Fuchs-Haus“ in Schwarzenbach an der Saale eine Hommage an die 2005 im Alter von 98 Jahren verstorbene Künstlerin ist, darüber hat man sich natürlich vorab schon ein wenig informiert. Ihrem sprachlichen Genie ist der große Erfolg des Micky-Maus-Magazins und der Geschichten aus Entenhausen in deutschen Landen in erster Linie zu verdanken. Hat sie doch Donald und Konsorten sozusagen das – deutsche – Quaken gelehrt, weil sie sich nicht darauf beschränkte, Texte einfach zu übersetzen, sondern ihnen ein ganz spezifisches Eigenleben einhauchte.

Donald, Daisy, Dagobert, Tick, Trick und Track, Gustav Gans

Die erste Gelegenheit, zusammen mit Donald, Daisy, Dagobert, Tick, Trick und Track, Gustav Gans und anderen Bewohnern Entenhausens zu posieren, ist gleich im erweiterten Eingangsbereich des Museums. Dass man sich das nicht entgehen lassen darf, ist logisch. Das Alter des Museumsbesuchers und der Museumsbesucherin spielt dabei keine Rolle. Diese Erfahrung haben auch Museumsleiterin Alexandra Hentschel und Gerhard Severin gemacht. Letzterer ist als Initiator und Motivator des Museums nicht nur guter Geist des Hauses, sondern ein Donaldist, wie er im Buche steht. Natürlich ist er im „Club der Milliardäre“ vertreten und ein leidenschaftliches Mitglied von „D.O.N.A.L.D.“, der Deutschen Organisation der nichtkommerziellen Anhänger des lauteren Donaldismus.

Jeder Ente bekam einen eigenen Sprachstil

„Erika Fuchs gab jeder Ente einen eigenen Sprachstil, um damit ihren jeweiligen Charakter zu betonen“, erzählt Alexandra Hentschel. Stimmt. Dagobert als würdiger alter Herr spricht stets grammatisch korrekt und weiß jeden Genitiv und Konjunktiv zu setzen. Die gute Oma Duck, die jede technische Neuerung auf ihrem Bauernhof ablehnt, redet auch recht altertümlich daher. Der launische, immer zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt daherkommende Donald schwankt zwischen übertrieben poetischen Phrasen und deftigen Wutausbrüchen. Die Panzerknacker palavern im Ganovenjargon mit berlinerischem Einschlag. Und Tick, Trick und Track verwenden eine flotte Jugendsprache.

Herrlich auch die Atmosphäre im Obergeschoss des Museums, das Entenhausen lebendig werden lässt. Da ist die Veranda von Daisys Haus, natürlich Donald in seinem kultigen Töff-Töff, die Werkstatt von Daniel Düsentrieb und seinem fleißigen Helferlein. Wald und Flur bieten ausreichend Betätigungsmöglichkeiten für die Pfadfinder des Fähnlein Fieselschweif. Doch zu allererst fällt der Blick natürlich auf Dagoberts Geldspeicher. Endlich ist die lang ersehnte Chance da, ein Talerbad zu nehmen, die Goldstücke in die Luft zu werfen und anschließend auf den Kopf prasseln zu lassen – genauso wie es die reichste Ente der Welt tagtäglich vormacht.

„Grübel, grübel und studier.“

„Grübel, grübel und studier.“ „Peng, Krawumm und Klickeradom.“ Vielleicht grammatikalisch fragwürdig, aber für jeden Comicfreund einfach unerlässlich. In der Kürze liegt eben die Würze und in der deverbalen Reduktion durch Weglassen der deutschen Infinitivendungen. „Seufz, gähn.“ Ein stilistisches Mittel, das Erika Fuchs in Perfektion verwendete. Und sie machte das originale amerikanische „Duckburg“ zu „Entenhausen“ in Oberfranken, benannte auch Orte, Berge und Seen nach realen Örtlichkeiten ihrer Umgebung. So besitzt Onkel Dagobert einen Skilift am Ochsenkopf, die Familie macht Ferien am Fichtelsee, die Neffen rodeln im Paulahölzchen. Auch Ortsnamen wie Schnarchenreuth, Kleinschloppen oder Bobengrün finden in ihren Übersetzungen immer wieder einen Platz. Und vielen Schwarzenbacher Geschäften, Handwerkern und Ärzten setzte sie ein literarisches Denkmal, indem sie ihre Namen in die Welt von Entenhausen übernahm.

Ente gut – alles gut: Schwierig genug, sich nach einigen erfüllenden Stunden – in denen man auch viel über die nicht immer komische Geschichte des Comics erfahren hat – von den Bewohnern Entenhausens und vom Erika-Fuchs-Haus in Schwarzenbach zu trennen. Aber der Urlaubstag im Fichtelgebirge hat noch mehr zu bieten.

Zum Beispiel einen Ausflug in den Fernweh-Park „Signs of Fame“ im oberfränkischen Markt Oberkotzau – ganz in der Nähe der Stadt Hof. Dort trifft man nämlich auf Tausende von Orts- und Straßenschildern aus der ganzen Welt. Im Kopfkino geht’s rund um den Globus und die Geografie wird außer Kraft gesetzt. New York liegt zum Beispiel direkt neben Reit im Winkl, von Rio bis Dubai sind es nur wenige Schritte. Verkehrsschilder warnen von „Kangaroos next 10 km“ und nicht weit entfernt startet die legendäre Route 66.

Fernweh-Park ist ein beliebtes Ausflugsziel

Der Fernweh-Park im generationsübergreifenden Naherholungszentrum „Summapark“ in Oberkotzau ist ein beliebtes Ausflugsziel für Jung und Alt. Er ist ganzjährig kostenfrei zugänglich und rund um die Uhr zu besichtigen. In unmittelbarer Nähe befinden sich ausreichend Park- und Wohnmobilplätze. Auf Wunsch können auch Führungen für Gruppen gebucht werden. Ins Leben gerufen wurde er im November 1999 – genau zehn Jahre nach dem Fall der Mauer. Initiiert und zusammengestellt hat ihn Filmemacher und Weltenbummler Klaus Beer. „Der Park steht vor allem als öffentliches Zeichen für grenzenlose Freiheit und für Völkerverständigung – und gegen jeglichen Rassismus“, betont er.

Beim Spaziergang durch den Park ist Hollywood-Feeling und Fernweh garantiert. Aber das ist längst nicht alles. Die Welt besteht nicht nur aus Metropolen. Viele Schilder sind thematisch geordnet. So begegnet man auch lustig anmutenden Ortsnamen aus der Heimat wie „Witzigmänn“, „Wüstenbrand“ oder „Sommerloch“. Und bei „Bierkeller“, „Kaffeekanne“ oder „Faulebutter“ darf man ebenfalls ins Schmunzeln kommen. Schön, dass es auch „himmlische“ oder „biblische“ Ortsnamen wie „Gelobt Land“, „Heiligeland“ und „Gabe Gottes“ gibt. Und dass Bethlehem im Ostallgäu und Rom im Mecklenburg-Vorpommerschen Landkreis Parchim liegen, dürfte auch für viele Besucher einer Überraschung sein.

Die Grußbotschaften zahlreicher Prominenter aus aller Welt und aus allen Bereichen der Gesellschaft sind in den Fernweh-Park integriert. Dazu gehören der Dalai Lama, Karlheinz Böhm und Hans-Dietrich Genscher genauso wie Henry Maske und Peter Maffay. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, sein Amtsvorgänger Joachim Gauck, der bayerische Ministerpräsident Markus Söder und viele Stars aus Funk und Fernsehen haben ihre Unterstützung durch in Gips verewigte Handabdrücke zum Ausdruck gebracht.

Angefangen hat der Tag bei einem guten Frühstück im „Logierhaus“ in Bad Alexandersbad. Hier endet er auch. Das Ehepaar Christina und Joachim Scharf hat den ursprünglichen Namen des repräsentativen Hauses, in dem schon um 1900 herum Besucher logierten, übernommen. Heute ist daraus ein echter Wohlfühlort mit hohem Qualitätsstandard für Übernachtungsgäste geworden. Direkt hinter dem Haupthaus hat sich der gelernte Schreiner Joachim Scharf einen lang gehegten Traum verwirklicht. In bester Handwerkskunst hat er mit eigener Hände Arbeit ein Ferienhaus errichtet, das in punkto Innovation und Nachhaltigkeit nichts zu wünschen übriglässt. Fichten- und Lärchenholz stammen aus dem Wald seines Schwiegervaters, für das Schlafzimmer wurde beruhigendes Zirbelholz verwendet.

Blick schweift auf den gegenüberliegenden weitläufigen Hang

Nach einem erholsamen Saunagang im Untergeschoss des Logierhauses ist es Zeit, es sich auf der Terrasse des Ferienhauses bei einem Glas Wein gemütlich zu machen und die untergehende Sonne zu genießen.  Der Blick schweift auf den gegenüberliegenden weitläufigen Hang. Dort grast Rotwild und nebenan eine Herde Bisons. Die Tiere gehören Christine und Martin Höfl, die im benachbarten Sichersreuth – fernab von jeglicher Massentierhaltung – einen Direktvermarktungsbetrieb leiten. Auch eine spannende Geschichte und ein weiteres Puzzleteil, das wunderbar zum so naturnahen Fichtelgebirge passt.

Morgen geht’s zur Radtour auf den 850 Meter hoch gelegenen Gipfel des Haberstein. Frank Süß, Inhaber des Fahrradverleihs „Fichtelrad“ in Weißenstein wird als Mountainbike-Guide mit von der Partie sein. Auch das verspricht jede Menge Spaß.

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Wilfried Geiselhart
Wilfried Geiselhart
Die Welt der Zahlen, in der Wilfried Geiselhart als Mathematiker zuhause ist, verlässt er immer wieder mal, um die Welt mit ganz anderen Augen zu betrachten. Journalismus ist sein zweites berufliches Standbein. Seit vielen Jahren schreibt er für eine Lokalzeitung in seiner süddeut-schen Heimat. Außergewöhnlichen Reisen gilt seine besondere Leidenschaft – deshalb liegt ihm gerade die Reiseberichterstattung am Herzen.
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