Freitag, März 29, 2024
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Mit der „Heureka“ ab durch die Schleuse

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Da liegt sie vor mir, die „Heureka“. Rund zwölf Meter lang und gut vier Meter breit. Das Schiff ist unser Domizil in den nächsten Tagen. Und schon während der Beladung mit Lebensmittel, Bekleidung und Getränken wächst in mir die Angst. Immerhin müssen wir auf unserer Tour über einige Flüsse und Seen in Brandenburg durch mehrere Schleusen. Die sind eng, das Schiff ist groß. Und ich habe keinen Bootsführerschein. Den benötigt man für dieses Schiff in Brandenburg auch nicht. Jeder kann sich so ein Boot mieten in Brandenburg und Berlin. Es reicht eine intensive Einweisung in Theorie in Praxis aus.

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Die „Heureka“ ist ein knapp zwölf Meter langes Schiff, das führerscheinfrei auf den Kanälen in Brandenburg gemietet werden kann. Ideal für einen Urlaub mit der Familie. (Fotos: Jörg Baldin)

Doch zunächst einmal müssen wir bei der Übergabe auf der Werft von Kuhnle-Tours warten. Grund ist das typische Sommerwetter 2017 in Brandenburg und Berlin. Der Himmel hat seine Pforte geöffnet und es schüttet wie aus Eimern. Zeit, um alle Dinge an Bord gut zu verstauen. Auch im Inneren bietet unser Schiff vom Typ Kormoran ausreichend Platz für vier Personen. Die beiden Jungs haben eine eigene Kabine und ein eigenes Bad. Und auch die zweite Kabine verfügt über ein Bad. An Bord sind zudem noch eine Küche mit vier Gas-Kochplatten, Waschbecken, Kühlschrank und viel Stauraum. Vier Treppenstufen höher ist der Aufenthalts- oder Essraum mit Blick aufs Wasser, in dem sich auch das Steuerrad und die Bedientafel, quasi die Brücke des Schiffes, befindet.

Jeder kann sich so ein Boot mieten in Brandenburg

Nach gut einer Stunde Wartezeit und einer ersten Besprechung der Bootscrew inklusive Bootsregeln für die Kinder und Ernennung eines ersten Offiziers als rechte Hand des Kapitäns kann die Einweisung durch den Mitarbeiter von Kuhnle-Tours endlich starten. Die ist erforderlich, weil ich keinen Bootsführerschein besitze. Dennoch kann sich jeder so ein Boot mieten in Brandenburg. Grundsätzlich bin ich schon oft mit einem Motorboot auf der Ostsee gefahren, nur eben nicht mit so einem großen Schiff und schon gar nicht durch schmale Schleusen. Umso wichtiger ist es, dass eine zweite erwachsene Person mit an Bord ist, um die An- und Ablegemanöver mit dem großen Boot zu meistern.

Bei der Einweisung muss ich mich zuerst mit der elektrischen Anlage auseinandersetzen: Tiefenmesser, alle möglichen Pumpen, Anker- und Positionsleuchten, Radio und die Innenraum- und Außenbeleuchtung werden hier an- oder ausgeschaltet. Außerdem ist hier eine Anzeige, in welcher Position sich das Ruder gerade befindet. Eine sehr nützliche Anzeige, wie sich im Verlauf der Reise oft herausstellt. Auch das hydraulische Bugstrahlruder, mit dem das Schiff vorne, also am Bug, leicht nach links oder rechts manövriert wird, wird von hier aus bedient. Die für mich beste Bedienfunktion, gerade bei der Einfahrt in die enge Schleusen. Und natürlich das Steuerrad. Die wichtigsten Funktionen inklusive einem zweiten Steuerrad findet man auch am Oberdeck, von dem man auch den besten Überblick hat. Nur wenige Male mussten wir aufgrund schlechten Wetters das Schiff von innen aus fahren.

Warten bis die Ampel der Schleuse auf grün springt

Nach der Theorie geht’s endlich los. Inzwischen hat auch der Regen aufgehört und die ersten drei Kilometer begleitet uns der Mitarbeiter – als Lotse – noch auf dem Schiff, zeigt mir, wie das An- und Ablegen funktioniert. Eine sehr wichtige Übung, wie sich später herausstellt. Wir fahren zuerst im Dahme-Kanal in Richtung Königs Wusterhausen, vorbei an großen Prachtvillen und entlang von Industriegebieten, die vor allem früher an dem Kanal angesiedelt waren. Nach etwa 45 Minuten erreichen wir die erste Schleuse „Neue Mühle“ und wir müssen warten. Befehl vom Lotsen: „Anlegen, festmachen, warten bis die Ampel der Schleuse auf grün umspringt und die Schiffe aus der Schleuse fahren.“

Sobald das passiert ist, fahren zuerst die großen Schiffe rein. Wir dürfen also immer zuerst in die Schleuse, denn größere Schiffe begegnen uns so gut wie nie. Auch nicht die zahlreichen Hausboote, die sich wie Ameisen den Weg durch die Kanäle bahnen, sind meistens kleinere Schiffe. Nach uns folgen die kleineren Boote. In der Schleuse darf das Schiff nicht festgebunden werden. Es gibt Stangen in den Schleusenmauer, um die die Leinen gelegt und dann von Hand gehalten werden. Durch den oft mehrere Meter großen Höhenunterschied würde beim Festbinden entweder die Leine reißen oder – noch schlimmer – das Schiff Schaden nehmen. Auf unserer Tour geht alles gut, nach der dritten Schleuse kommt schon so etwas wie Routine auf.

Mit 10 km/h ist das Schiff recht flott unterwegs

Nach der Schleuse suchen wir uns unseren ersten Rastplatz. Wir machen an einer Brücke für Fahrtgastschiffe fest, die an diesem Tag nicht genutzt wird und bei der wir in Ruhe anlegen üben kann. Der „Lotse“ geht hier von Bord und von nun an bin ich der Kapitän der „Heureka“. Nur die typische Kapitänsmütze fehlt. Die Fahrt geht nach dem Abendbrot weiter auf der Dahme in Richtung Bad Saarow, dem Ziel dieser Tour. Wir fahren durch den Krüpelsee und ankern an unserem ersten Schlafplatz bei Bindow in einer Kurve des Kanals und genießen die Ruhe auf dem Wasser. Selbst die Jungs sind fasziniert von dem Leben auf dem Wasser und schlafen tief und fest in der ersten Nacht.

Am nächsten Morgen geht’s nach dem Frühstück weiter. Nachdem der Anker gelichtet wurde, steuere ich die „Heureka“ in den Dolgensee. Mit rund zehn Stundenkilometern bewegt sich das Schiff recht flott auf dem Wasser. Die Kinder beobachten die anderen Boote oder die vielen Tiere, die wir im Laufe der Tour zu sehen bekommen. Darunter sind Kormorane, Haubentaucher oder auch Störche, die auf den Feldern nach Nahrung suchen. Wir passieren den Langer See, auf dem wir die Dahme verlassen und Kurs in Richtung Wolziger See nehmen. Hier wird der erste Badestopp eingelegt. Das Schiff verfügt über eine kleine Badeplattform am Heck, die das Ein- und Aussteigen für die Passagiere sehr einfach macht. Wer nicht badet, kann sich auf dem Sonnendeck ausruhen oder die Angel auswerfen.

Erste Schleuse, die wir als Crew alleine meistern müssen

Nach einiger Zeit geht’s weiter in Richtung Storkower Gewässer. Der Storkower Kanal ist landschaftlich sehr schön und nahezu unbebaut. Es gibt viel zu sehen für die Kinder, die an Bord meistens mit einer Schwimmweste unterwegs sind. Ab und zu dürfen die Jungs unter Aufsicht die „Heureka“ selbst steuern.

In Kummersdorf kommt die erste Schleuse, die wir als Crew alleine meistern müssen. Sie ist von 1746 und wird von einem Schleusenwärter betreut. Nachdem wir kurz vor der Schleuse eine Kaffeepause eingelegt haben, manövriere ich das Schiff in die Einfahrt. Hinter uns folgt ein Hausboot. Und mit den beiden Booten ist die Schleuse voll.

Es geht weiter den Storkower Kanal entlang an Philadelphia in den Großen Storkower See, in dem wir die zweite Nacht ankern. In guter Gesellschaft, wie sich später herausstellt, denn zahlreiche Hausboote haben sich ebenfalls in die flachen und windstillen Bereiche des Sees zurückgezogen, um einen ruhigen Ankerplatz zu finden. Hier wird abends der Grill auf dem Sonnendeck angemacht und wir genießen die ruhige See und den romantischen Sonnenuntergang. Bis spät in den Abend versuchen wir Fische zu angeln oder spielen Uno.

Die „Heureka“ ist groß, lässt sich aber gut steuern

Am nächsten Morgen führt uns die Fahrt weiter durch den Storkower See zur nächsten Schleuse, die diesmal ohne Schleusenwärter arbeitet. Die Bootsführer müssen an einem blauen Hebel in der Schleuse drehen und warten, bis die Schleuse mit der Berg- oder Talfahrt beginnt. Die Steuerung dieser automatischen Schleusenanlagen erfolgt aus einer Zentrale des Wasser- und Schifffahrtsstraßenamt Berlin (WSA). Wieder heißt es warten, bis die Boote aus der Schleuse kommen. Und wieder ist Millimeterarbeit angesagt, denn auch wenn die Schleuse relativ neu ist, die „Heureka“ ist breit, lässt sich aber gut steuern.

Nach etwa zehn Minuten ist der Vorgang beendet. Nach der Schleuse kommt die größte Herausforderung auf der Hintour. Direkt hinter der Schleuse führt eine Klappbrücke über den Kanal, die ebenfalls auf Anforderung beim WSA hochfährt. Der Kanal ist an dieser Stelle sehr eng und ausgerechnet hier wartet ein Schwesterschiff der „Heureka“ auf die Schleusung in Richtung Berlin. Links eine Steinmauer, rechts ein Schiff. Ich weiß in dem Augenblick nicht, was bei einer Kollision schlimmer wäre. Mit Hilfe des Bugstrahlruders und meiner inzwischen zweitägigen Erfahrung als Kapitän, schaffe ich es irgendwie an beidem ohne Schaden vorbei zu kommen, um dann in den letzten großen See zu fahren, dem Scharmützelsee.

An den nächsten beiden Tagen geht’s auf dem gleichen Weg zurück nach Zeuthen. Ein tolles Abenteuer für die Familie endet in der Haupstadt wieder mit Regen und Gewitter. Die Tour machen wir sicher noch einmal, dann aber mit Kapitänsmütze. Gerne auch in einem der Hausboote, die ausgestattet mit Lagerfeuer und Kaminofen in den letzten Jahren die Kanäle um Berlin erobert haben. Auf der „Heureka“ fühlt man sich wie ein Kapitän, auf den Hausbooten wie Tom Sawyer und Huckleberry Finn. Oh, wie schön ist Brandenburg!

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Das ist die „Heureka“ – Daten und Zahlen

Die „Heureka“ ist ein Hausboote der Kormoran-Baureihe 1150. Sie sind aus Stahl und wurden von Kuhnle-Tours speziell für den Charterbetrieb entwickelt. Sie sind leicht zu manövrieren und bieten allen Komfort unter Deck. Ein großer Salon (1,95 m hoch) mit komfortabler Sitzecke, bis zu vier Kabinen, auf dem Achterdeck eine ca. 20 qm große Terrassen mit Tisch und Stühlen. Die zusätzliche Sonnenplattform auf dem Dach und eine geräumige Badeplattform runden das Angebot des Schiffes ab.

Weitere Daten:

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  • Betten: 8
  • Kabinen: 2
  • Maße: 11,40 x 3,90 x 0,75 m
  • Hydraulisches Bugstrahlruder (in Querrichtung arbeitende Schrauben): Bedienung erfolgt vom Außen- oder vom Innensteuerstand; Vorteil: Schaltet sich bei längeren Manövern nicht wegen Überhitzung aus
  • Warmwasserheizung (Das Boot bleibt auch warm, wenn der Motor aus ist)
  • 12-Volt-Kfz-Steckdose für Mobiltelefone oder andere Geräte
  • Innen- und Außenfahrstand mit Echolot (nur in Deutschland) und Betriebsanzeigen (im Revier Bodden zusätzlich mit GPS-Gerät)
  • Buganker mit Winsch
  • Zweiter Anker mit Leine ( Deutschland und Polen)
  • Durchfahrtshöhe etwa 2,85 m, der Tiefgang 0,75 m.
  • Das Achterdeck und die Seitendecks mittschiffs sind durch eine stabile, dreistufige Reling gesichert, die Gangbords im Bugbereich sind mit einer Anti-Rutschkante versehen.
  • Dieselmotor unter Salon schallisoliert
  • Wassertank 1000 l, Schmutzwassertank 1400 l, Dieseltank 530 l

Hinweis in eigener Sache: Dieser Artikel wurde teilweise von Reiseveranstaltern, Restaurants, Hotels, Fluggesellschaften und/oder Tourismusagenturen unterstützt. Wir legen größten Wert auf unabhängige und neutrale Berichterstattung; daher entsprechen die Meinungen, Eindrücke und Erfahrungen der jeweiligen Autoren ihren persönlichen Ansichten.

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Jörg Baldin
Jörg Baldinhttps://www.travelmagz.de
Jörg Baldin, Chefredakteur und Gründer vom Reisemagazin TRAVELMAGZ (powered by Breitengrad53), hat 2011 seine wahre Berufung gefunden: Urlaub machen und darüber schreiben! Seitdem hängt er ständig am Flughafen ab, packt seinen Koffer in Rekordzeit und erkundet die Welt. Ob am Strand, im Wald oder auf dem Berg - Jörg fühlt sich überall zu Hause. Kein Wunder, dass er immer eine Extra-Portion Sonnencreme dabei hat, um die schönsten Sonnenuntergänge am Strand zu genießen. Wenn es nach ihm geht, könnte die Welt ruhig noch ein paar mehr Strände vertragen - denn für Jörg gibt es nichts Besseres, als den Sand zwischen den Zehen zu spüren und den Wind um die Nase wehen zu lassen.
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